Dienstag, 15. Dezember 2009

Cumple y Asunción

Heute schreibe ich das letzte Mal im Jahr 2009 auf meinen Blog - ab Freitag werde ich fuer 6 Wochen Suedamerika erkunden!

Was ist in letzter Zeit so passiert?

Die letzte Woche war arbeitsmaessig aehnlich wie die vorhergehende, bis auf den Unterschied, dass ich zwei Mal beim Adventssingen dabei war. Adventssingen laeuft hier so ab, dass eine kleine Gruppe von Leuten zu alten Menschen, die nicht mehr aus dem Haus koennen, faehrt und dort ein paar Weihnachtslieder singt, ein kleines Geschenk abgiebt und die naechsten besucht.
Ich war bei der Gruppe dabei, die die abgelegensten Orte besang, das heisst, dass es haeufig keine wirklichen Strassen zu den Haeusern gab, ausschliesslich Erdwege, die sehr hoppelig und gefaehrlich waren. Die Fahrt hat sich aber immer gelohnt, da man bei allen spueren konnte, wie dankbar sie fuer den Besuch waren und wie sehr sie sich darueber freuten!

Am Freitag hatte ich dann ja Geburtstag und so sehr ich mich auch auf einen sommerlichen Geburtstag gefreut hatte, regnete es dann doch in Stroemen.
Aber das machte mir gar nichts, ich verbrachte sowieso 8 Studen im Bus, da ich nach Asunción fuhr, wo am Samstag das Konzert meines Lieblingssaengers von hier stattfand (Daddy Yankee --> einer der angesagtesten Reggaeton Interpreten, einfach mal bei Youtube Daddy Yankee, Llamado de emergencia eingeben!).
Dort feierte ich dann ein bisschen mit Rivka und Flo, wobei zunaechst beide vergessen hatten, dass ich Geburtstag hatte!

Wir brachen um 23h im stroemenden Regen zu dritt auf dem Mottorad richtung San Ber auf, dem 20 Minuten entfernten Ort, wo die reichen Asuncioner ihre Ferienhaeuser haben und die grossen Diskos ihre Sommeraussenstellen haben. Dort geht eigentlich ultra die Party ab, aber dummerweise macht alles erst nach Weihnachten auf, was wir nicht wussten.
Wir packten uns schoen ein und sprachen genau durch, wie wir uns bei der Polizeikontrolle, die auf dem Weg lag, verhalten wuerden: In die eine Tasche 20 000 Gs, in die andere 50 000 Gs, sodass man immer sagen kann, man haette nicht mehr Schmiergeld. Ausserdem musste ich zunaechst meine blonden Haare verstecken, dann aber im Ernstfall besonders deutsch sein und kein Wort Spanisch verstehen. Wir waren dann alle ein bisschen aufgeregt, jedoch stellte sich nacher heraus, dass gar keine Polizisten da waren!

Nachdem im "Partyort" keine Party war, machten wir uns auf in die entegegengesetze Richtung, wo wir eine kleine Bar fanden, in der es, wie in allen anderen Bars dort auch, aber nur SAMSTAGS Coctails gibt, sodass wir uns mit Bier zufrieden geben mussten. Nach dem zweiten Bier stand der Wirt schon fingerklopfend am Tresen, sodass wir uns auf den Heimweg machten.

Noch kurz ein Stopp in der Tankstelle eingelegt (gehoert hier einfach auch dazu!), wo es leckeres Selbstbedieungseis gab :) Ein ungewoehnlicher, jedoch sehr schoener Geburtstag!

Am naechsten Tag machten wir Asuncion unsicher, zunaechst Kino (leider auf Englisch mit Untertiteln...), dann das Konzert und spaeter noch Bars.

Das Konzert war leider nicht so der Hammer, erstens, weil Flo beim zweiten Lied schon das Handy, mit dem er gerade telefonierte, aus der Hand gerissen wurde und die Stimmung dann dementprechend gesunken war, zweitens weil Daddy Yankee live einfach nicht so gut singt und drittens weil er nur 45 Minuten sang...

Dafuer war der Barbesuch danach um so schoener und um halb 6 fielen alle totmuede ins Bett!

Ein echt gelungenes Wochenende!

Ab Freitag werd ich dann zunaechst nach Buenos Aires reisen, am 23. mit ein paar Freiwilligen ein Ferienhaus etwa eine Stunde noerdlich von Buenos Aires beziehen, in dem wir zusammen Weihnachten verbringen werden, danach Alexandra in Montevideo besuchen, mit ihr Nordchile erkunden, mich dann mit Rivka treffen, mit der ich zunaechst Nordargentinien, dann Bolivien und Peru bereisen werde. Die letzte Januarwoche habe ich mein Zwischenseminar in Eldorado, Argentinien, was wahrscheinlich der Abschluss meiner Reise werden wird.

Ich entschuldige mich jetzt schon mal bei allen, denen ich in dieser Zeit nicht zum Geburtstag gratulieren kann, seit mir nicht boese, ich werde trotzdem an euch denken!

Ausserdem wuensche ich allen schon einmal ein froehliches und gesegnetes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch ins neue Jahr und schoene Ferien!

Bis zum naechsten Jahr,
eure Nina

Dienstag, 1. Dezember 2009

Kinderlos!

Nun sind mittlerweile auch schon die letzten Internos mit dem Schuljahr fertig, sodass es insgesamt ein bisschen ruhiger geworden ist und ganz andere Aufgaben auf mich warten.


Es heisst nicht mehr unterrichten, sondern putzen aufräumen und da anpacken, wo Hilfe gebraucht wird.


Doch will ich davon gar nicht zu viel schreiben, da es viel interessantere Ereignisse in letzter Zeit gab!


1.Quinze (Bilder folgen!)


Quinze bedeutet 15 und ist DAS Ereignisse im Leben eines jeden paraguayischen Maedchens. Der fuenfzehnte Geburtstag wird hier etwa so gross wie eine Hochzeit in Deutschland gefeiert!

Es werden mindestens 150 Leute eingeladen, gibt super Essen und Getraenke und man tanzt bis in die Morgenstunden! Manche Familien verkaufen sogar ihr Auto um dieses Ereignis fuer ihre Tochter auszurichten!

Auf einem solchen Grossereignis war ich vorige Woche eingeladen, von der Tochter der Koechin. Zwar hatte ich das Maedchen davor noch nie gesehen, aber hier laden eben auch die Eltern ein.

Es wurde in einem Quincho gefeiert (einer Art Halle, jodoch ohne Waende, die provisorisch durch Plastikplanen ersetzt wurden), der superschoen in schwarz und rosa geschmueckt war (ganz wie das Kleid, der Nagellack und Liedschatten des Geburtstagskinds), viel gegessen, getrunken und natuerlich getanzt!

Egal ob man 3 oder 75 war, alle tanzten zu Cumbia und Reggeaton bis in die Nacht. Obwohl ich fast niemanden kannte war es ein supertolles Ereignis das ich bestimmt nie vergessen werde!

2. Ciudad del Este


Schon mal was von der korruptesten Stadt paraguays und einer der korruptesten Staedte der Welt gehoert? Hatte ich zwar auch nicht, aber dabei handelt es sich um Ciudad del Este, eine Stadt im Dreilaendereck (Paraguay, Argentinien, Brasilien) etwa in der Mitte, ganz oestlich, in Paraguay.

Dort gibt es einen riessigen Schwarmarkt und die Stadt ist fuer Schmuggel jeglicher Art, vor allem elektronischer Geraete, auf dem ganzen Kontinent bekannt.

Ausserdem besteht dort eine sehr hohe Kirminalitaetsrate, sodass man eigentlich immer nur in Gruppen von mindestens 10 Personen ausgehen sollte (so sagte mir der sehr gespraechige Polizist im Bus zumindest).

Nachdem wir uns nach 4h Fahrt mit Flo und Rivka am Terminal trafen, suchten wir das in meinem Reisefuehrer als gut beschreibenes Hotel „Mi Abuela“ (Meine Grossmutter) auf, das tatsaechlich auch noch ein relativ guenstiges 4-er Zimmer fuer uns hatte!

In meinem Reisefuehrer wurde sie als „You-name-it-they-got-it“-Stadt bezeichnet und tatsaechlich kam es sehr nah daran.

Samstag Morgen machten wir uns auf ins nah gelegene Stadtzentrum, wo ein Geschaeft ans andere grenzt. Dort fand man jedes elektronische Geraet, was man sich wuenschte: Fotos, MP3s, PCs, Radios, Glaetteeisen und viel mehr.

Es wimmelte nur so von Kunden, die z.T. schon riessige Taschen voller Elektroware mit sich herumtrugen.

Der ein oder andere von uns griff auch gut zu, auch bei fuer Suedamerika typisch bekannter Ware (deren Name hier jetzt nicht genannt wird; aber es handelt sich nicht um Waffen!), die´sich jedoch spaeter als Faelschung herausstellte.


Abends setzten wir uns mit Gitarre und Bier gemuetlich in den Stadtpark und liessen den Abend schoen in einer Bar ausklingen.

Auf die Disko wurde wegen Muedikeit und grossen Plaenen am naechsten Tag im Endeffekt verzichtet, was wahrscheinlich auch gut war.


Denn am naechsten Morgen hatten wir viel vor! Ciudad del Este liegt naemlich ganz in der Naehe vom zweitgroessten Wasserkraftwerk der Welt (nach dem Dreischluchten Staudamm in China) namens ITAIPU, ein Freundschaftsprojekt von Paraguay und Brasilien, in dem riessige Mengen von Strom produziert werden. 2008 war dies weltweit der groesste Stromproduzent und durch die Jahresproduktion koennte die ganze Welt fuer 2 Tage mit Strom versorgt werden. In Paraguay werden 87% und in Brasilien 12% des taeglichen Bedarfes dadurch abgedeckt.

Das Wasser des Paraná Flusses wird angestaut und dann durch 20 Turbienen geleitet. Doch das ist fuer die Touris gar nicht die eigentliche Sehenswuerdikeit: Diese ist die riessige Wasserwelle des Wassers, das auf Grund des Wasserspiegels abgelassen wird. Es koennen bis zu 3 Abwasserkanaele geoeffnet werden, wobei bei uns nur einer geoeffnet war.

Jaehrlich besuchen ueber eine Millionen Touristen dieses Werk und bestaunen die riessigen Wassermengen dort!


Uebrigens (wie Herr Jakobi jetzt sagen wuerde :)): Kuerzlich gab es fuer etwa 12 Stunden Stromausfall in grossen Teilen Paraguays und Brasilien (wir waren auch betroffen), da nach einem Tormento Probleme in Itaipu aufgetreten waren!


Doch wir hatten nach dieser Sehenswuerdigkeit noch nicht genug von Wasser und unser netter Privattaxifahrer („100 000 Gs Itaipu und zurueck, ich warte dann dort“, „es dauert etwa so eine Stunde mit dem Bus zum Werk“ (wir waren in 15 min dort!)) fuhr uns fuer weitere 100 000 Gs zu den Monday Wasserfaellen, die in einem grossen Naturschutzgebiet liegen.

Auch dieser Anblick war atemberaubend und unbedingt empfehlenswert, wenn man sich in der Naehe von Ciudad del Este befindet!

Flo und ich machten dann noch eine kleine Amazonaswanderung durch die wirklich dschungelaehnliche Natur, was ein, zwar etwas beaengstigendes, doch absolut lohnenswertes Ereignis war!

Danach gings mit den beiden La Cantera Freiwilligen auch schon wieder zurueck nach Hause, zwar leider im Bus ohne Klimaanlage, der zu allem Uebel auch noch die ersten 1,5h mit geschaetzten 10km/h durch die Stadt fuhr, da er sonst nicht durch die Kontrolle haette fahren koennen, jedoch truebte das keinesfalls dieses tolles Wochenende!

Dienstag, 17. November 2009

Casi vacaciones ya :)

Nachdem ich mich nun ein ganzes Weilchen schon nicht mehr gemeldet habe, dachte ich, dass es mal wieder an der Zeit waere, hier etwas hin zuschreiben.


Seit meinem letzten Eintrag ist viel passiert, aber da mich Herr Martini schon einige Male wegen der Laengen meiner Blogeintraege geruegt hat, moechte ich mich kurzfassen.


1. Geburtstag Benny und 100% freiwilliger Besuch


Wir Paraguayos haben uns vorgenommen, uns jeweils gegenseitig fuer die Geburtstage zu besuchen. Nachdem Benny und ich fuer Flos Geburtstag nach Asunción gereist waren, kamen also dieses Mal Flo und Rivka zu uns nach Hohenau.

Doch da Besuch aus einem Land ja langweilig waere (in Asunción luden wir desshalb ja noch die Freiwilligen aus Brasilien ein), schlossen sich ihnen noch 2 Freiwillige aus Buenos Aires (Hannah und Merle) an und wir 6 verbrachten ein pornoesgediegenes Wochenende hier in Hohenau.


Freitags wurde natuerlich angemessen in Bennys 20. reingefeiert, am


Lagerfeuer Neugikeiten ausgetauscht und zu Flos neu erworbenen Gitarre gechillt gesungen.

Ein Highlight des Abends war definitiv der spontane Poolbesuch, mit dem eigentlich keiner gerechnet hatte, da am Voraben auf Grund des schmutzigen Wassers, der Pool geleert wurde und wir erst am Mittag mit dem Fuellen begonnen hatte, sodass er zwar noch nicht ganz voll, jedoch ausreichend mit Wasser gefuellt war.


Samstags hiess es zunaechst ausschlafen, dann voluntaermaessig mit Omlett und Chipa fruehstuecken (alle waren ganz begeistert von unserer grossen Kueche :)) und dann ab zu den Jesuitenruinen in Trinidad, die ein Muss bei einem Besuch in Hohenau sind.


Abends gingen wir aufs „Choppfest“ wovon uns schon seit dem ersten Tag hier berichtet wurde. Im Grossen und Ganzen ist es ein Bierfest (Chopp=Maas) mit traditioneller und moderner Tanzmusik. Wir entschieden uns schnell fuer den Regeatton und der Abend war der Hammer!


Sonntags wurde dann noch fettgediegen Asado mit Mandioka und Salat geschlemmt, sodass das Wochenende einen gelungenen Abschluss fand.


(Bilder folgen noch)


2. Posadas


Da ich in Paraguay nur zu Gast bin (das heisst, ich habe kein Jahresvisum) muss ich alle drei Monate fuer mindestens einen Tag ausreisen. Diese Ausreise stand vergangenes Wochenende an, da ich nun genau seit 3 Monaten in Paraguay bin.


Benny und ich machten uns Freitag morgens, nachdem er noch schnell seine Klasse gegeben hatte, auf nach Encarnación, von wo aus es nur 2km ueber eine Bruecke bis Posadas, Argentinien ist. Dort schlenderten wir zunaechst ein bisschen rum und suchten dann einen Colectivo nach Argentinien. An der Grenze gab es auch keine Probleme und vor allem die Ausreise aus Paraguay ging unheimlich schnell, ohne Stempel, einfach nur im Colectivo ueber die Bruecke.

Zwar sind die zwei Staedte nur 2km entfernt, doch sobald wir auf argentinischem Boden waren, konnten wir den grossen Entwicklungsunterschied zwischen Paraguay und Argentinien feststellen. Die Busse sind viel moderner,die Autos sind viel neuer, die Strassen sauberer, die Haeuser luxurioeser und die Leute moderner gekleidet. Ausserdem hat Posadas eine wunderschoene Uferpromenade (die Staedte werden durch den Paraná Fluss geteilt), wo auf paraguayischer Seite die sogenannte „Zona Baja“ ist, die Zone, die bei Regen immer ueberschwemmt wird und wo die aermeren Leute wohnen.


Wir machten uns also sofort auf die Suche nach einem Hotel (zum Glueck hatte ich meinen Lonely Planet Reisefuehrer noch eingepackt), jedoch mussten wir uns nicht mal bis zum angegebenen Hotel durchfragen, denn auf einmal kamen zwei Frauen, die wohl an meinem Rucksack erkannt hatten, dass wir Touristen waren und wollten ganz aufgeregt wissen, woher wir den seien und ob sie uns helfen koennten usw. Eine der beiden hat eine gute Freundin, die ein Hotel leitet, zu dem sie uns dann hinfuhren. Tja, so schnell hatten wir dann auch unser Hotel gefunden :) Zwar war es nicht superbillig, dafuer aber sehr schoen ruhig und sauber.


Nachmittags erkundeten wir die Stadt und abends assen wir sehr schoen in einem Restaurant, ganz zentral, bei noch ueber 30°C um 19h draussen. Fuer alle Torlites: Es war einfach wie auf der Fahrradtour! Draussen am zentralen Platz, warmes Wetter, gutes Essen und ein kuehles Bier (zwar nur von Benny getrunken, jedoch auf unserm Tisch vorhanden :))


Am naechsten Morgen machten wir uns schon wieder frueh nach Paraguay auf, da das Wetter umgeschlagen hatte und es nach einem grossen Tormento aussah.


Die Ausreise aus Argentinien klappte auch ohne Probleme, doch die Wiedereinreise nach Paraguay stellte sich schwieriger als vermutet heraus.

Da wir am Vortag keinen Ausreisestempel bekommen hatten, konnten wir nun nicht wieder nach Paraguay einreisen. Es gab jedoch einen Ausweg: GELD! Mit genuegend Schmiergeld kann man hier eigentlich alles bekommen. Also zahlte jeder 170 000 Gs (etwa 25 Euro) und schwups hatten wir den Stempel mit dem Datum vom Vortag im Pass und konnten unsere Reise fortfuehren.


Auf den Colectivo nach Encarnación wartend sahen wir schon, wie ein Blitz nach dem anderen in Posadas einschlug und die dunkle Wolkendecke sich der paraguayischen Seite naeherte. In Encarnación trennten sich Bennys und meine Wege, da er schon nach Hause fuhr und ich mir noch eine Gitarre kaufen wollte.

Jedoch musste ich nun erst mal zur Bank, da das Gitrarrengeld ja leider als Schmiergeld draufging.


Es war mittlerweile fast so dunkel wie nachts und in stroemendem Regen erreichte ich zunaechst die Bank und dann den Gitarrenladen (den ich zum Glueck schon am Vortag ausgekundschaftet hatte).


Mit meinem Eintreten in den Laden ging dann auch erst mal der Strom aus, aber ueberraschenderweise kam er gleich wieder zurueck.


Ich kaufte also meine Gitarre (kein Prachtstueck aber fuer Anfaenger wie mich vollkommen ausreichend) und watete und wartete und wartete bis der Regen etwas schwaecher wuerde. Doch da er das wohl nicht vorhatte zu tun, nahm ich den naechstbesten Colectivo und fuhr zum Terminal. Dieser musste jedoch eigentlich durch die Zona Baja, da diese jedoch fast komplett ueberschwemmt war, mussten wir auf einer winzigen Wendeplatte umdrehen und dirket zum Terminal fahren.


Zu Hause angekommen gab es, wie zu erwarten, natuerlich keinen Strom und Internet sowieso nicht, da der Router letzten Donnerstag bei einem Blitzeinschlag zerstoert wurde.

Gitarrespielen konnte ich auch nicht, da sie durch die Luftfeuchtigkeit komplett verstimmt war (und ich NOCH nicht wusste, wie man Gitarren stimmt^^), sodass ich mich einfach nochmal hinlegte und dem Regen und Gewitter vom Bett aus zuhoerte. Jedoch ist die Gitarre mitlerweile gestimmt und ich uebe auch schon fleissig!





3. Theaterstueck


Jede Klasse muss zum Abschluss des Jahres hier ein Examen schreiben. Da ich aber etwas besonderes machen wollte, entschloss ich mich dazu mit meiner 11. Klasse ein Theaterstueck zur Weihnachtsgeschichte einzuueben.

Die Kids waren sofort auch total begeistert und lernten fleissig das von mir geschriebene Stueck.

Es war ein ganz einfach formuliertes und nur mit kurzen Passagen versehenes Stueck, das aus 4 Szenen bestand: 1. Maria und Josef auf der Suche nach einer Herrberge 2. Die Hirten auf dem Feld und die Erscheinung des Engels 3. Die 3 Weisen aus dem Morgenland auf ihrem Weg zum Stall 4. Der Zusammenschluss aller im Stall.

Heute war es nun endlich soweit und superschoen verkleidet und mit Requisiten (nicht Reliquien MARWIN :)) ausgestattet fuerten wir es dem anderen Teil der Klasse auf.

Ich habe mich ultra gefreut, wie viel Muehe sich die Kids doch dabei gegeben haben, sowohl im Auswendiglernen als auch in der Verkleidung, sodass alle prompt die volle Punktzahl bekamen (so eine Lehrerin haett ich auch gern mal gehabt :D).


So Herr Martini, jetzt ist mein Bericht schon wieder viel zu lang und ausserdem wartet der Pool auf mich, der seit heute wieder Wasser hat, nachdem wir es letzte Woche nochmal ablassen mussten, da die Folgen eines Zyklones die Pumpe zerstoert hatten.


Bis Freitag haben die Kids noch Schule, dann geht’s ab in die wohlverdienten Sommerferien, wer weiss, vielleicht melde ich mich naechstes Mal also schon aus den Ferien!



Ganz liebe Gruesse an alle, die noch meinen Blog verfolgen,

eure Nina

Samstag, 31. Oktober 2009

Viva la vida!

Das ist der Spruch, den sich Benny auf seinen Matero eingravieren liess und der más o menos mein Leben hier gerade beschreibt.

Zum Einen, da das Leben nicht nur gute, sondern ab und an auch mal schlechte Seiten hat.
Das musste ich letzte Woche erfahren, als mir meine Kamera (wahrscheinlich) geklaut wurde. Ich war in der Kueche, machte Empanadas, wollte dieses Ereignis fotografieren und vergass sie dort. Als mir das bewusst wurde und ich nachschaute, war sie jedoch nicht mehr da und niemand von den Mitarbeitern oder Kindern wollte sie gesehen haben...Wir werden zwar nochmal eine grosse Suchaktion starte, aber ich habe keine grosse Hoffnung, dass sie nochmal auftaucht....Deshalb, bin ich nun erst mal auf Bennys Fotos angewiesen und werde nicht mehr so viele reinstellen koennen.

Jedoch hat das Leben ja nicht nur seine schlechten, sondern auch seine guten Seiten.
Waehrend es in Deutschland nun immer kaelter wird, steigen hier die Temperaturen stetig. 30°C Durchschnittstemperatur ist fuer den Paraguayaner jedoch immer noch Fruehling...
Und da das auch fuer die armen Freiwilligen aus Deutschland natuerlich viel zu viel ist, hat unser Internat einen Pool zum Abkuehlen. Dieser war bis gestern Abend noch leer (was immer ein grosses Aergernis war, da man bei den hohen Temperaturen so gerne darein gegangen waere), jedoch ist er jetzt bis zum Rand gefuellt und ich habe ihn heute auch gleich mal eingeweiht! Es ist einfach herrlich erfrischend und von Palmen umgeben fuehlt man sich wie im Urlaub!

Eine weitere "Veraenderung" ist, dass ich gestern beim Frisoer war (fuer ganze 3 Euro, richtig teuer :D). Ich sagte zwar, dass ich nur meine Spitzen undein bischen Stufen moechte, es wurde dann aber doch mehr als erwartet. Naja, nun hab ich eben ne ganz neue Frisur, wobei Veraenderungen manchmal ja auch ganz gut sein koennen.

Und zuletzt hat "Viva la vida" noch eine letzte Bedeutung: So heisst naemlich das Album von Coldplay, die naechstes Jahr ihre Suedamerikatour starten werden. Und wer wird nach Buenos Aires fahren um sie openair im Riessenstadion zu sehen? Genau, die Nina aus dem Minikaff Hohenau :) Ich freue mich schon riessig und kann die Reise gar nicht mehr erwarten!

So, nun muss ich aber wieder raus und nochmal den Pool unsicher machen :)

Un grande abrazo y muchos besos de Paraguay,
Nina

Dienstag, 20. Oktober 2009

Mit den 55+ern nach Pilar!

Letztes Wochenende stand ein ganz besonderes Ereignis fuer mich an: Die Gruppe 55+ (also alle, die 55 Jahre und aelter sind (wobei das Durchschnittsalter der Gruppe bei 65-70 liegt)) der Kirche machte sich auf eine kleine Reise nach Pilar, was im Suedwesten Paraguays liegt, etwa 4,5h von Hohenau entfernt.

Frueh morgens um halb 6 sollte ich am Internatstor stehen und wuerde abgeholt werden, so sagte mir der Pfarrer, da ich vom Internat nach Obligado (Nachbarort) musste, von wo aus der Bus abfahren wurde.

Ich stand also puenktlich(typisch deutsch eben^^) um halb 6 vorne am Tor, ass gerade noch ein kleines Fruehstuecksbrot mit Marmelade (eine Seltenheit!) und wartete.

Kurz darauf fuhr auch schon eine Camionetta vor, hielt an und ich stieg ein. Ich kannte die Leute ja nicht, aber ich schien wohl richtig zu sein. Vorsichtig sagte ich mal auf deutsch Guten Morgen, da hier fast alle Alten ja deutsch sprechen.

Direkt wurde auch mein deutscher Gruss erwiedert und ich wusste: Hier bin ich richtig. Nicht zu ueberhoeren waren naemlich auch die deutschen Volkslieder, die aus dem Radio kamen, wie beispielsweise "Muss i denn zum Staedle hinaus"...Hohenau eben :)

In Hohenau angekommen sah ich, wer also die naechsten Tage mit mir verbringen wuerde: Eine grosse Gruppe Rentner, die jeder ein kleines Koerpchen mit Mate dabeihatten (aber wirklich JEDER, ich war da eine grosse Ausnahme!), die jedoch alle sehr nett schienen. Interessant war, dass alle (bis auf eine echte Paraguayanerin) sich auf Deutsch unterhielten!

Doch ich hatte Glueck: Ausser mir war noch eine Lehrerin mitgekommen, die Anfang 40 ist und mit 16 Jahren aus Deutschland nach Paraguay kam, die sich ihrer Mutter angeschlossen hatte, die Teil der Gruppe 55+ ist. Ich war also nicht die einzige "Juengere".

Also auf in den Bus, wo ich mich neben die Mutter der Lehrerin setzte, die eine Auswanderin aus der Naehe von Hamburg kam und die mit ihrem Mann einen Hof unterhalten hatte, bis dieser vor einigen Jahren starb, sodass sie jetzt (soweit ich es mitbekommen habe) keinen Hof mehr hat.

Unsere erste Station: Die Stadt der Chipa (den Namen habe ich leider vergessen). Dort gab es als Fruehstueck leckere frische, heisse Chipa, die zwar anders schmeckte als die Chipa im Internat, jedoch nichtsdestotrotz ziemlich gut war!

Nach ca. 4,5h Fahrt kamen wir in Pilar an, wo wir auch gleich unser bescheidenes Hotel bezogen. Ich war mit Ilona, der Lehererin ins Zimmer eingeteilt worden, wohl auf Grund der Tatsache, dass wir die junge Generation vertraten.

Dann gabs Mittagessen (entweder Milanesa (Schnitzel) de Pollo (Huhn), Carne (Rind) oder Pescado (Fisch)). Danach machten wir uns auf in die "Manufactura de Pilar", die Baumwollfabrik Pilars.

Das war unheimlich interessant fuer mich, da ich in meinem Leben noch keine Baumwollfabrik gesehen hatte und auch nicht damit gerechnet hatte, so etwas in Paraguay erleben zu koennen!



Uns wurden alle Schritte von der groben Baumwolle bis hin zum Leintuch gezeigt, sodass ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus kam! Besonders erstaulich fand ich, dass alle Arbeiter barfuss waren, obwohl die Arbeit an grossen, nicht ganz ungefaehrlichen, Maschinen verrichtet wurde.
Es war auch unheimlich heiss, obwohl es nur ein nicht wirklich warmer Fruehlingstag war...Ich will gar nicht wissen, wie diese Leute im Sommer schwitzen werden...
















Ich packte die Gelegenheit dann auch gleich beim Schopfe und erwarb im Outlet einen Kissenbezug, den ich schon so lange gebraucht hatte (aber sonst gab es ihn immer nur mit Deckenbezug zusammen, den ich nicht brauch).

Vor dem Abendessen wurde eine Runde Mate getrunken und wir unterhielten uns sehr nett. Irgendwie haben aeltere Leute schon was :)

Zum Abendessen gabs dann wieder das gleiche wie zum Mittagessen (deshalb die Auffuehrung der Gerichte), jedoch zusaetzlich noch ein bischen paraguayische Volksmusik von einer Saengerin mit Keyboardbegleitung.

Um 21h waren alle todmuede (angesichts der fruehen Abfahrtszeit auch sehr verstaendlich) und wir gingen ins Bett.

Abends wurde noch verkuendet, dass man ab halb sechs (!) in der Kueche Matewasser bekommen koennte und es um sieben Uhr Fruehstueck geben wuerde.
Da habe ich jedoch noch nicht gedacht, dass schon um 6 die Mutter meiner Zimmernachbarin anklopfen wuerde, sodass die Nacht schon sehr frueh wieder beendet war...Tja, war eben keine Jugendfreizeit sondern eine Ausfahrt mit der Gruppe 55+!

Nach dem Fruehstueck machten wir uns schon wieder auf den Weg richtung Heimat, jedoch hielten wir davor noch 3 Mal an.

Der erste Stop war in Santa Rosa, wo, wie in Trinidad, die Jesuiten einst hausten. Sie schnitzen grosse Holzfiguren, die sie dann bemalten, die heute auch noch so erhalten sind. Die spanische Fuehrung (von der ich alles verstand, juhu :)) war sehr interessant und ich habe wieder viel gelernt.

Der zweite Stop war (natuerlich) zum Mittagessen: grosses Buffet mit Asado! Eigentlich hatte ich gar keinen Hunger (wir hatten doch gerade erst gefruehstueckt...) aber ein bischen musste ich wenigstes probieren.

Den dritten und letzten Stop legten wir in Encarnacion in der weitbekannten Eisdiele "Mako's" ein, wo man sein Eis selber in die Waffel fuellen kann, danach mit Sossen, Struesseln, Suessigkeiten und Fruechten schmueckt und am Schluss nach Gewicht abgerechnet wird. Auch dann hatte ich eigentlich keinen Hunger mehr, aber das war im Preis fuer die Fahrt mit drin und ein Schwabe nimmt das dann natuerlich auch warh!

So kamen wir alle gut gesaettigt und frohen Mutes wieder heil in Hohenau an.

Zwar hatte ich niemand in meinem Alter, jedoch waren die Gespraeche sehr nett (das ist fuer Sina und Jan :)) und mir hat das Wochenende supergut gefallen!

So langsam wird es stetig heisser, wobei heute mit 32°C eigentlich ein ganz angenehmer Tag war.

Kurzfristig bekamen wir von 3 Freiwilligen aus dem Chaco argentino Besuch, die aber nur bis zum Nachmittag blieben, was sehr schoen war, da man von ihnen sonst fast nichts mitbekommen hat.
Vielleicht wird das mein Ausreiseziel in 3 Wochen werden, da muss ich aber erst noch mit meinen Chef sprechen.

Viele Fruehlingsgruesse aus Paraguay,
euer Nina


P.S. Das ist fuer meine Weinstaedter, dachte irgendwie, dass es zu mir passt :)



PP.S. Weitere Bilder (auch zum letzten Post) folgen bald!

Dienstag, 13. Oktober 2009

5 Tage frei - 5 Tage La Cantera und Asución - 5 Tage ALLERBESCHTEEEEE!!!

Kurze Zusammenfassung meines vergangenen Wochenendes: HAMMER!

Aber nun alles von Anfang an.

Da eigentlich am Donnerstag eine Lehrertagung sein sollte, haben wir schon vergangene Woche samstags den Unterricht fuer Freitag vorgezogen, sodass alle schon am Mittwochnachmittag nach Hause koennen. Dummerweise wuerde dann am Dienstag verkuendet, dass die Tagung abgesagt wurde, jedoch hatten wir unsere Reise schon lange im Vorraus geplant, sodass wir uns kurzerhand den Donnerstag frei nahmen.

Mittwoch, 7.10.


Da ich mittwochs sowieso nie Schule habe und Benny nur die erste Stunde hatte, konnten wir schon um 10.30h uns auf zum Bus directamente nach Asunción machen. Dieser kam dann zwar erst um kurz nach 11h, aber das ist hier normal.

Die Busfahrt war ziemlich tranquilo, wir schliefen viel und genossen es einfach mal nichts zu tun. Nach 6h Fahrt kamen wir in San Lorenzo an, was noch vor Asunción liegt und von wo aus wir direkt zum Haus unserer Freunde fahren sollten.

Also schnell jemand gefragt, welchen Bus wir dafuer nehmen muessen (die Leute sind hier in solchen Dingen immer meganett (dazu muss man wissen, dass es keine Bushaltestellen gibt und einem auch nicht gesagt wird, wo man sich gerade befindet. Man muss also klingeln, wenn man raus will, was aber nicht so einfach ist, wenn es Nacht ist und man sich sowieso nicht auskennt....) und dann einfach mal gewartet, bis uns gesagt wird, wann wir rausmuessen. Der Bus war komplett voll, sodass ich am Anfang des Buses und Benny am Ende war, was die Kommunikation zwegs des Ausstiegspunktes nicht ganz einfach machte. Er stieg dann auch fast zu frueh aus, aber bemerkte es zum Glueck noch rechtzeitig.

Dann war endlich unsere Haltestelle gekommen und wir standen irgendwo im Niemandsland in der Dunkelheit, wo es ausser einem Gebaeude mit der Aufschrift "Lisas Landlaedle" nichts gab. Mmh, dann am besten mal versuchen Flo anzurufen. Fehlanzeige, wir kommen nicht durch. SMS. Funktioniert auch nicht. Dann wohl am besten Mal Benny seine Pfadfinderfaehigkeiten auspacken. Wir gingen also einfach mal durch das Tor bei Lisas Landlaedle (wir wussten, dass die Gastmutter Lisa heisst).

Auch auf unser mehrmaliges "Hola"-Rufen antwortete niemand. Irendwie komisch. Was, wenn wir jetzt doch falsch sind? Das waere schon megapeinlich! Doch zum Glueck sahen wir endlich deutschaussehende Menschen und wer sass denn da am Tisch: FLO! Da waren wir dann doch sehr erleichtert. Wir begruessten uns und freuten uns riessig, ihn wieder zu sehen. Doch wo war Rivka? Sie irrte noch irgendwo in der Dunkelheit herum, da sie tatsaechlich unsere Hola-Rufe gehoert hatte. Aber dann konnten wir auch sie endlich begruessen und uns freuen, endlich wieder als Paraguay-Gruppe vereint zu sein.

Auch die Familie empfing uns sehr herzhaft und uns gefiel es von Anfang an sehr gut.
Wir machten uns auch schon bald an die Vorbereitung des Abendesssens, da es schon nach 20h war (bei uns gibt es ja schon immer um 18h Abendessen, es war also schon richtig spaet fuer uns!) und dann wurde lecker mit allen gegessen. Es war richtig schoen, mal wieder familiaer und nicht abfertigungsmaessig zu Essen. Das vermisse ich doch irgendwie.

Nach dem die Freiwilligen dann noch zusammen abspuelten, machten wir uns mit einer Flasche Bier, einer Flasche Bols Dulce de Leche (die wir in Buenos Aires fuer dieses Zusammentreffen gekauft hatten) und einer Flasche Paraguayanischem Rum auf ins Baumhaus. In entspannter Atmosphaere mit suedamerikanischer Musik und unseren Getraenken war der Abend auch dementsprechend schoen und ausgelassen.

Um 2h war dann Ende Gelaende, da Flo am naechsten Tag um halb 7 die erste Fuhre mit Kindern zur Schule fahren musste.

Donnerstag, 8.10.


Ich wollte einmal einen ihrer Freiwilligenalltage mitbekommen und schloss mich dann Flo in der ersten Fuhre um halb 7 an. Die beiden wohnen in einem kleinen Ort namens "La Cantera", was der Streinbruch bedeutet. Dort gibt es auch einen Steinbruch und drumherum eine Art Slum, wo die Leute, die im Steinbruch arbeiten sich in winzigkleinen Huettchen angesiedelt haben. Das ganze ist illegal und jeden Tag kann die Polizei kommen und sie vertreiben.

Die Kinder, die dort wohnen, werden jeden Morgen von Flo bzw. Rivka eingesammelt und zur Schule gefahren, die etwa 10 min entfert liegt.

Mittags werden sie dann wieder abgeholt und nachmittags kommen sie zur Nachhilfe zu ihnen nach Hause.

Die Kids waren alle total lieb und man Flo war der King bei ihnen!

Zu Hause fruehstueckten wir dann gemuetlich (endlich mal wieder gechillt am Tisch sitzen, Brot, Butter und selbstgemachte Marmelade essen!) und danach zeigte mir Flo das Gelaende.

Die Familie besitzt eine grosse Farm und eine Metzgerei, in der sie die Tiere, die auf der Farm gezuechtet werden, geschlachtet werden. Was es zu essen gibt ist zum Grossteil selbergemacht und schmeckt auch richtig lecker!

Nachmittags machten Benny und ich uns dann auch nach Asunción um zunaechst ein bischen shoppen zu gehen und spaeter Gottfried, Deborah und Mareike abzuholen, 3 Freiwillige aus Brasilien, mit deren Besuch wir Flo zu seinem Geburtstag ueberraschen wollten.

Doch zuaenchst auf zum grossen und richtig preisguenstigen Markt! Ich brauchte noch hohe Schuhe fuer die Disko am Samstag (da das in Paraguay ein Muss ist!), die ich dort natuerlich sehr gut fand!



Nachdem ich diese gefunden hatte, machten wir uns wieder auf zum Terminal, wo wir auf die 3 Brasilianer warteten. Wir hatten keine Ahnung wann sie ankommen wuerden und konnten nur schaezten. Auch funktinierte ihr Handy irgendwie nicht, sodass die Kontaktaufnahme scheiterte.

Nun gut, so warteten wir eben. Eine Stunde. Noch eine halbe Stunde. Und dann waren sie endlich da! Da war dann auch das lange Warten schnell vergessen und wir freuten uns einfach, endlich vereint zu sein!

Also auf nach Ypacaraí, wo wir schon erwartet wurden.
Dort gab es dann wieder richtig leckeres Abendessen und danach gings runter zu der Arbeiterfamilie, die ebenfalls auf dem Gelaende wohnt, frueher jedoch auch in einem der winzigen Huetten hauste, wo wir mit ihnen Calpi tranken und uns sehr nett unterhielten. Endlich konnte ich mein Spanisch mal so richtig anwenden, das tat richtig gut!

Als es dann schon spaet war, verabschiedeten wir uns von ihnen, da sie am naechsten Tag ja schon wieder frueh aufstehen mussten.

Die andern Maedels gingen auch ins Bett, da sie von der 20 stuendigen Fahrt richtig fertig waren.

Ich fuhr mit den Jungs noch mit Flos Moped (einem Gelaendemotorrod) zum See (zu viert auf einem Motorroad, was hier aber ganz normal ist), wo wir noch im Cantera schwimmen gingen. Der See ist in einem ehemaligen Steinbruch, wo vor etwa 5 Jahren auf eine Wasserader gestossen wurde, sodass es jetzt einen See gibt. Die Leute glauben aber, dass in der Mitte Geister sind, sodass fast niemand dort baden geht.

Aber da es eine wunderschoene warme Nacht war, stuerzten wir uns in das auch wirklich warme Wasser und schwammen einige Runden, bzw. sprangen die Jungs von den Felsen. Danach heizten wir noch ein Weilchem auf dem Moped rum bevor auch wir uns auf ins Bett machten.

Freitag, 9.10.

Am Freitag hatten wir uns um 9h zum Fruehstueck verabredet (die Jungs schliefen im Baumhaus,die Maedels in Flo und Rivkas Betten), was wir dann auch gediegen draussen einnahmen.

Danach machten wir (alle ausser Flo und Rivka, da sie ja noch arbeiten mussten) auf nach Asunión, wo wir noch zunaechst eine Freundin von Mareike abholten, die dort auch Freiwillige ist.

Wir gingen wieder zum Mart und alle deckten sich mit Klamotten, Schuhen oder sonstigen Dingen ein. Ein Teil, das jeder kaufte, war eine Haengematte! Auch Freiwillige muessen eben mal ausruhen!

Nachmittags trafen wir uns mit Sascha und Lukas, zwei Freiwillige aus Argentinien, die auf Grund des Visums ausreisen mussten und das Wochenende in Asunción verbrachten, mit denen wir etwas trinken gingen und uns auf den folgenden Abend verabredeten.

Doch war der Tag noch keineswegs zuende! In La Cantera machten wir leckeres Asado mit Schweinekopf (das ist hier eine besondere Delikatesse und scheckt eigentlich auch sehr gut, wobei das Gehirn mir im Gegensatz zu den anderen jetzt nicht so ganz schmeckte...), zu dem die Gastfamilie und auch die Arbeiterfamilie eingeladen wurden.
Wie ihr seht, muss man sich auf keinen Fall Sorgen machen, hier zu verhungern!



Danach machten wir 7 uns auf zum See, wo wir alle baden gingen, ein bischen tranken und zu Benny Mundharmonika "Möge die Strasse" oder "Ubicaritas" (was unsere Lieblingslieder in Neckarzimmern gewesen waren) sangen.



Der Tag war einfach schon mal der Hammer und fast nicht zu toppen!

Samstag, 10.10.

Der Samstag begann ganz tranquilo, schoen ausschlafen bis um 12h und dann etwas in der Kueche mithelfen, da Salate fuer eine Geburtstag vorbereitet und geschnibbelt werden mussten, und dann auf zum Cantera!



Das Wetter haette nicht besser sein koennen und es war einfach alles perfekt! In 2 Etappen fuhr uns Flo mit seinem Moped zum See (eigentlich kann man die Entfernung auch laufen, aber das war uns egal) und dann der Hitze mit dem angenehm warmen Wasser entgegenwirken!



Wir sprangen von den Klippen, chillten bei gechillter Musik und konnten uns einfach keine bessere Situation vorstellen. Um 17h mussten wir leider wieder gehen, da wir beim Geburtstag noch ein bischen helfen sollten.



Eine deutsche Einwanderin, die mit ihrem Mann und ihrem Sohn zur Zeit noch im Ferienhaus der Doemels, als der Gastfamilie von Flo und Rivka, wohnt, hatte Geburtstag und feierte mit ihren Freunden. Es gab superleckere Salate, natuerlich Asado und zu Trinken. Wir waren auch alle eingeladen und griffen natuerlich gut zu :)



Auf halb 9 hatten wir uns zweit Taxis bestellt, die uns nach Ypacaraí bringen sollten, von wo aus wir nach Asunción fahren konnten. Diese waren dann jedoch schon um 8h da, sodass wir leicht Stress hatten (normalerweise ist es umgekehrt, dass wir eher erwartet haetten, dass sie eine halbe Stunde zu spaet kommen wuerden). So mussten sie dann eben ein bischen warten.

Die Fahrer, Brueder, waren aber total nett und wir unterhielten uns praechtig. Unser Fahrer lud uns auch gleich zu einem Fest in 2 Wochen ein mit Asado und Gitarrenspiel, da wir aber nicht kommen koennen, gab er mir seine Nummer, dass wir das beim naechsten Mal nachholen koennen. Einfach typisch Paraguay! Die Leute sind unheimlich aufgeschlossen und nett!

Endlich in Asunción angekommen luden wir unser Gepaech im Internado Evangelico ab, wo man fuer 25000 Gs die Nacht, ca. 3 Euro, uebernachten kann, das zudem auch noch superzentral liegt!

Dann machten wir uns fertig und auf gings zur Dikso!
Darauf hatte ich mich schon das ganze Wochenende gefreut, da es bei uns zwar ab und zu Feste gibt, aber Disko mit den anderen Freiwilligen eben doch noch etwas anderes ist.

Wir warteten und warteten auf den Bus, der aber einfach nicht kommen wollte. Also ein Taxi anhalten und fragen, ob es uns zu siebt mitnimmt. Das klappte dann auch tatsaechlich und so sassen wir dann gequetscht zu siebt im Taxi. Die Fahrt war zum Glueck nur ganz kurz, doch der Fahrer verlangte trotzdem unheimlich viel von uns. Naja, selber Schuld wenn wir ihn nicht darauf aufmerksam machten, dass er den Zaehler anstellen muss.

Aber durch sieben geteilt gingen 5000 Gs (ca. 70ct) pro Person gerade noch und beim Anblick der Disko war auch dieser Aerger schnell vergessen.

Jetzt hiess es sich aber schnell anstellen, da bis um 12h die Maedels freien Eintritt hatten und es schon 10 vor war.

Doch oh nein, auf einmal fiel Flo ein, dass er seinen Perso vergessen hatte (nachdem er es uns x Mal gesagt hatte und schon einmal deshalb nicht reingekommen war...). Doch das war noch nicht alles.
Als Gottfried als zweiter hineinwollte, wurde ihm der Eintritt verweigert, da er nur kurze Hosen anhatte. Er hatte nicht mal ein paar lange Hosen mit, da haette also auch zurueckfahren und umziehen nichts gebracht.

Rivka meinte, ich sollte doch dein Tuersteher einfach nochmal fragen.
Einen der beiden hatten wir auch schon im Bus getroffen und ich hatte mich nach dem Weg erkundigt, sodass wir ihm nicht ganz fremd waren.

Ich laechelte ihn also ganz lieb an und bat ihn verzweifelt darum, Gottfried hineinzulassen, da das der einzige Abend fuer uns in Asunción sei und wir am naechsten Tag schon wieder fahren wuerden.
Doch da war nichts zu machen. Ohne lange Hose kommt niemand rein. Aber halt, eine Moeglichkeit gaebe es noch. Er habe noch eine lange Hose in seinem Auto, die er Gottfried fuer den Abend leihen koennte. Gesagt getan, so kam also Gottfried zu seiner langen Hose!

Danach wollten sie auch gar keine Ausweise mehr sehen und die andern (auch Flo) konnten einfach hineinlaufen!

Das mit dem "bis 12h frei fuer Maedels" stellte sich jedoch als falsch heraus (obwohl wir es gerade noch geschafft haetten), das sei nur freitags so...

Naja, zwar war der Eintritt nicht billig, aber wir waren endlich alle zusammen drinnen.

Es gab einen Dancefloor und einen riessigen Aussenbereich mit Pool, der jedoch nicht zur Benutzung war (gae Rivka :D).

Wir tanzten den ganzen Abend, zunaechst zu House (wir hatten die "Special House Night" erwischt) und spaeter endlich zu Reggaeton. Mir gefaellt House zwar sehr gut und wenn es nur Reggaeton gibt, freue ich mich immer riessig ueber die House Lieder, aber irgendwie war der Reggaeton dann doch besser, vor allem, weil die Suedamerikaner da eben total drauf abgehen.

Um 5h waren dann alle total fertig, ich konnte fast nicht mehr auf meinen Ballen stehen und nachdem die Sonne schon aufgeganen war, war es langsam Zeit fuer uns, den Heimweg anzutreten.

Noch schnell von Sascha und Lukas verabschiedet (die auch ins Vulkan gekommen waren, wie wir es verabredet hatten) und dann den ersten Taxifahrer gefragt, ob er uns zu siebt mitnehmen wuerde. Der lehnte aber ab. So ein Scheiss....
Doch dann kam die Rettung: Kurz bevor wir gingen hatte Mareike einen Typen kennengelernt, der jetzt mit seinem Pickup Truck vorbei fuhr. Wir fragten ihn, ob er uns nicht auf seiner Ladeflaeche mitnehmen koenne und er willigte auch sofort ein.

Man war das cool, morgens um halb 6 bei wunderschoenem Wetter auf der Ladeflaeche eines Pickup Trucks durch Asunción! Einfach unvergessbar!

Sonntag 11.10.

Am naechsten Morgen machten wir uns um halb 12 auf zum Terminal, da Benny und mein Bus um 13h abfuhr. Die anderen warteten noch und dann hiess es auch schon wieder Abschied nehmen.

Dieses Wochenende war mit Abstand eines der besten seit langem und ich kann es schon gar nicht mehr erwarten, alle wieder zu sehen!

So, zwar war der Bericht (mal wieder (ich bekomms einfach nicht hin^^)) vieeeeel zu lang, aber jetzt wisst ihr zumindest, was Freiwilligenleben in Suedamerika noch fuer Seiten hat!

Viele liebe Gruesse,
eure Nina

Dienstag, 29. September 2009

Oh nooo!

Bin ich bei meinem letzten Post fast in der Hitze eingegangen, so sitze ich jetzt wieder in langer Hose und Fleece am Tisch (im Haus!). Das Wetter in Paraguay ist wirklich etwas, was man ueberhaupt nicht einschätzen kann. Die Veränderungen kommen plötzlich und das Wetter schlaegt von 0 auf 100 komplett um. So viele Gewitter und Starkregen wie ich hier schon hatte, erlebt man in Deutschland hoechstens auf ein halbes Jahr verteilt.

Jedoch habe ich ja ein Zimmer, in dem ich sicher von den Wetterumschwuengen bin, sodass ich keine Sorgen haben muss.

Diese Woche geht es mir richtig gut: Gestern und heute habe ich frei, was ich zum Ausschlafen und einfach mal nichts tun genutzt habe. Heute Abend kommt Christoph, der Kooperator der IERP, der auch das Vorbereitungsseminar geleitet hat, um zu schauen, wie es bei uns so laeuft.

Waehrend ich den Post beende, kommt schon wieder der naechste Wetterumschwung: Die Sonne hat sich hinter den Wolken hervorgedrueckt und wahrscheinlich beginnt jetzt wieder eine heisse Phase....

In diesem Sinne,
schoenen Herbst,
eure Nina

Sonntag, 27. September 2009

Lebenszeichen aus der HITZE....

Kaum zu glauben: Am vergangenen Montag hat der Fruehling begonnen und heute sitze ich draussen bei unertraeglichen 35°C im Schatten...Das kann ja ein Sommer werden :D

Ansonsten geht es mir aber sehr gut und ich geniesse das Leben auf der anderen Seite der Erde sehr.

Vergangene Woche gab es ein grosses Fest im "Club Aleman", also im Deutschen Klub, wo zunaechste die Wahl zur "Reina primavera", also Fruehlingskoenigin, stattfand, und danach wieder bis in die Morgenstunden getanzt wurde. Auch Benny und ich waren natuerlich am Start, wobei die Wahl der Koening weit weniger spektakulaer war und sich eher als ziemlich langweiliges Ereignis herausstellte, das Tanzen dafuer natuerlich mal wieder um so besser war. Sobald die Buehne abgebaut war und die Musik losging, war die ganze Halle voll und alle waren am Tanzen. Einfach genial!

Jedoch blieben wir zwei Voluntarios mal wieder sehr "kurz", und machten uns "schon" um 3h auf den Nachhauseweg, da wir uns am naechsten Morgen frueh mit dem Pfarrer fuer den Gottesdienst verabredet hatten. Leider stellte sich der Weg als etwas komplizierter heraus, da wir ueberhaupt keine Ahnung hatten wo wir waren, sodass wir etwa eine Stunde im Kreis liefen, bevor ich es dann endlich mal fertig brachte, nach der Strasse nach Hohenau zu fragen. Naja, dann wussten wir endlich wohin wir gehen mussten, hatten aber dennoch noch 1h Weg vor uns und es war auch schon ziemlich kalt...Aber wer kennt die Voluntarios in Hohenau nicht? Nachdem wir etwa die Haelfte des Weges hinter uns gebracht hatten, hielt ein Pick up Truck mit fetten Boxen auf der Ladeflaeche an und fragte, ob er uns nicht ins Internat bringen sollte. Zwar wussten wir nicht genau wie der Junge hiess, nur dass er ein Schueler des Internats war, aber sagten trotzdem sofort ja. So waren wir dann gluecklicherweise schon um 4h zu Hause :)

Am Sonntag war dann Gottesdienst mit anschliessendem Mittagessen, dass mal wieder paraguayanisch hammergut war! So langsam bekomm ich echt schon Gewichtsprobleme und glaube, dass ich hier eher ein freiwilliges kulinarisches als ein freiwilliges soziales Jahr mache^^

Am Freitag ging das Feiern gleich weiter, da war naemlich "fiesta de jovenes" im SOS Kinderdorf, bei dem gegessen, Karaoke gesungen und getanzt wurde. Da ich in die Jugendgruppe des SOS Kinderdorfes gehe, war ich auch zum Fest eingeladen und hatte die Gelegenheit, viele coole Jugendliche kennenzulernen.

Am Samstag hatten wir morgens Unterricht, da am Montag Brueckentag ist (am Dienstag ist dann Feiertag) und der Unterricht vorgezogen werden musste. Mittags gingen Benny und ich mit dem Pfarrer zum Radio, da wir an diesem Tag unsern grossen Vorstellungsauftritt hatten. Das Radio wird im ganzen Gebiet hier ausgestrahlt und reicht sogar bis nach Nordargentinien. Die Kirche hat sich 30 Minuten jeden Samstag gekauft, dei sie frei gestalten darf. Die Fragen und Antworten zur Vorstellung unserer Person hatten wir uns selber ueberlegt und sie waren natuerlich auf Spanisch! Es klappte alles prima und wir wurden schon von ganz vielen Leuten angesprochen, die uns gehoert hatten!

Nachmittags verabredete ich mich dann mit einem Maedchen, dass ich auf dem Fest im Kinderdorf kennengelernt hatte und wir verbrachten den Nachmittag in ihrem Haus, was im Kinderdorf in Obligado ist, welches aber nur aus 3 Haeusern besteht, die alle ganz normal aussehen und verteilt in einer Strasse liegen. Wir tranken Tereré, hoerten Musik und unterhielten uns. Spaeter kamen dann auch ihre Geschwister dazu, die mich gleich alle umarmen wollten, auf meinen Schoss wollten oder mit meinem Handy spielen wollten. Richtig suess!
Leider gab es abends dann keinen Collectivo mehr, mitdem ich von Obligado nach Hohenau fahren haette koennen, sodass Benny mir dann entgegenlaufen musste und sie und ihr Bruder mich bis dahin begleiteten. Als blondes Maedchen hast du es hier eben nicht so einfach....

Und heute war mal wieder Culto, also Gottesdienst, mit anschliessendem Asado. Dazu gab es Chipa, Sopa und allerlei Salate. Es hat mal wieder hammergut geschmeckt und langsam habe ich auch heraus, wie viel man essen muss^^
Dort haben wir dann einen richtig coolen Typen kennengelernt, der in Deutschland studiert und gerade hier seinen Vater besucht, mit dem wir eigentlich nacher auch noch Wasserskifahren gehen wollten im Parana-Fluss, was aber auf Grund des starken Windes abgesagt wurde.

Und jetzt sitze ich draussen vor der Kueche, entspanne mich in der Ruhe, die hier meistens nur am Wochenende vorhanden ist und geniesse mein Leben als Voluntaer in vollen Zuegen!

Gleich werde ich noch ein Stueck der leckeren Torte, die die Koechin mir beigebracht hat, essen. Das ist hier naemlich auch ein grosser Luxus: Wir lernen ganz nebenbei auch noch die besten Speisen zuzubereiten :)
Hier z.B. seht ihr mich bei der Herstellung von Hackfleisch, richtig spannend^^

Ich hoffe der Herbst zeigt sich mal wieder von seiner schoensten Seite in Deutschland, vielleicht werden ja auch schon langsam die Blaetter rot, gelb und braun und bestimmt faengt auch bald schon die Zeit des Herbstens an.

Ich hoffe es geht euch allen gut,
ganz liebe Gruesse,
eure Nina

Freitag, 18. September 2009

Dies und das

Hola amigos en alemania!
Como están?
Nun ist mal wieder Wochenende und ich habe etwas Zeit einen neuen Blogeintrag zu schreiben.
Die vergangenen 2 Arbeitswochen waren eigentlich wie immer, nur dass Tag fuer Tag das Leben hier schon immer selbstverstaendlicher wird und ich mich mittlerweile auch schon richtig zu Hause fuehle.

Das letzte Wochenende bekamen Benny und ich Besuch von einem Mitarbeiter des GAWs, Benjamin Haas, der alle Projekte der IERP besucht und schaut, ob wir mit unserer Arbeit zurechtkommen. Ausserdem besucht er noch Projekte in die Spendengelder des GAWs fliessen; in Paraguay z.B. ein Indigenenprojekt und ein HIV-Projekt.

Er kam also am Samstagabend zu uns, wir haben lecker Spaetzle mit Schnitzel gemacht und sind dann das erste Mal in Hohenau ausgegangen. Irgendwie ist es schon peinlich, dass wir schon ueber einen Monat hier sind und Besuch benoetigen um die Ausgehmoeglichkeiten kennenzulernen...Wir hatten uns vorher ein bisschen bei unsern Schuelern informiert, wo man denn abends hingehen koennte, und uns wurde das CALYPSO empfohlen, wo anscheinend auch Karaoke stattfinden sollte. Ausserdem gibt es hier noch eine Disko, die aber so gut wie nie geoeffnet ist.
Also machten wir uns auf ins Calypso, was ca. eine halbe Stunde zu Fuss entfernt ist (irgendwie sind die Entfernungen hier schon ziemlich gross!).
Dort gab es dann leider kein Karaoke (das findet nur freitags statt), dafuer sah das Restaurant sehr gepflegt aus und das Essen, dass an die anderen Tische serviert wurde, roch herrlich!
Wir haben dann nur etwas getrunken, wobei es beim naechsten Mal bestimmt nicht nur bei einem Getraenk bleiben wird bei diesen Preisen: Cubalibre fuer 10000Gs, ein bisschen mehr als ein Euro, und Coctails fuer 12000-15000Gs.

Am Sonntag fand dann grosses Schulfest statt, fuer das wir auch schon am Samstagnachmittag die Vorbereitungen angefangen hatten. Es wurden riessige Mengen Chipa und Sopa paraguaya gebacken (eine Frau beim backen: Und, wie schmeckt dir die Sopa paraguaya? Ich: gut! Sie: Ist das nicht toll, Paraguay ist das einzige Land, in dem die Sopa (also Suppe) nicht fluessig sondern fest ist! Haha^^). Die Maenner kuemmerten sich um das Fleisch fuers Asado: 800 kg Fleisch! Das hing dann waehrend wir in der Kueche unsere Spaetzle vorbereiteten vor dem Fenster....Sehr appetitlich!
Nachts um 2h fingen sie dann auch an, die Rinder kleinzuschneiden und in spiessgerechte Portionen zu zerteilen. Um 9h waren 150kg immer noch nicht verarbeitet...Ziemlich viel Arbeit so ein Asado!


Nach dem Gottesdienst fing das Essen dann auch gleich an. Wir warteten noch ein bisschen und kauften uns zunaechst Chipa und Sopa. Das war jedoch ein grosser Fehler! Denn wir hatten zu dritt ein Asado, was aus 2kg Fleisch bestand! Dazu noch 2 Portionen Salat (Kraut- und Kartoffel-) und Getraenke. Ich war selten in meinem Leben so vollgestopft wie nach diesem Asado! Es war aber unheimlich lecker und das lange Braten hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Eigentlich haette es noch megaleckeren Kuchen gegeben, aber darauf musste ich dann verzichten weil ich keinen Bissen mehr reinbekommen haette.

Montags schaute Benny noch im Unterricht vorbei (wo wir gerade Possesivbegleiter im Akkusativ machten...UNHEIMLICH spannendes Thema...NOT!) bevor es dann auf ging ins naechste Projekt.

Ansonsten gab es diese Woche nichts spannendes, ausser dem Regen. So etwas kann man sich in Deutschland fast gar nicht vorstellen!

Bei uns gibt es nur 2 Typen von Wetter: Entweder ist es ganz heiss und schwuel, oder es regnet so stark, dass man denkt, die Welt wuerde gleich untergehen!
So war es z.B. heute Nacht und Morgen einmal wieder. Die ganze Nacht ueber gab es ein riessiges Gewitter mit einem Donner, bei dem der Blitz wohl direkt in der Nachbarschaft eingeschlagen haben musste, da ich beim Erklingen des Donners aus dem Schlaf gerissen wurde und kerzengerade im Bett sass. So einen lauten Donnner habe ich glaub ich in meinem ganzen Leben noch nie gehoert!
Die sturzbachaehnlichen Wassermassen, die dann die Strassen entlanglaufen, sind in Deutschland auch nur selten zu sehen! Komischerweise schafft das Wetter es immer, dann schlecht zu sein, wenn ich von meinem Zimmer zum Unterrichten in die Schule muss...Bei dem eklig klitischigen roten Schlamm ist das immer relativ unangenehm, zumahl ich aus Deutschland keinen Schirm mitgebracht habe, da ich dachte, dass es in Paraguay nichts als Hitze gibt. Falsche Entscheidung!
Dazu kommt auch noch, dass die Dachrinnen und Wasserrohre z.T. undicht sind, sodass das Wasser an einigen Stellen wie bei einem Springbrunnen herausspritzt. Das ist natuerlich dann ziemlich unpraktisch, wenn es auf eine Stelle wie eine Tuer spritzt, wie es heute der Fall war; ausgerechnet auch noch auf die Tuere des Zimmers, in dem ich unterrichte....

Eine andere Sache die meistens mit dem Regen kommt, ist der Stromausfall. So war es heute auch mal wieder. Eigentlich hatten wir geplant einen Film anzuschauen, aber dann gab es weder Licht noch sonst etwas: Der Strom war mal wieder weg! Zwar ging es heute dann relativ schnell, bis wir wieder Strom hatten, aber letzte Woche hatten wir z.B. von Freitagabend bis Samstagnachmittag keinen Strom. Z.B. ist mein Haus davon meistens nicht betroffen, aber ist doch irgendwie nervig mit einer kleinen Notfalllampe zu kochen und spaeter dann bei diesem Licht zu essen.

Aber eigentlich kann ich sagen, dass man sich auch daran ziemlich schnell gewoehnt und es doch auch irgendwie immer wieder ein Abenteuer ist!

So, das wars fuer heute, nacher werde ich mal die Karaokebar ausprobieren (hoffentlich haben wir heute mehr Glueck!) und morgen Abend werde ich wieder auf eine grosse Fiesta gehen, dieses Mal aber im ca. 45min (zu Fuss) entfernten Obligado.

Ganz liebe Gruesse sendet euch eure Nina!

Freitag, 11. September 2009

Ein Monat Paraguay: Die ersten Eindruecke

Nachdem ich jetzt schon seit einem Monat in meinem Projekt bin, habe ich mich mittlerweile gut eingelebt und auch schon viele Eindruecke vom Leben hier bekommen.

Die Leute, die ich bis jetzt kennengelernt habe, sind eigentlich alle sehr nett und offen. Ich werde taeglich von vielen mit Namen gegruesst, bei denen ich mir eigentlich denke, dass ich sie noch nie gesehen habe. Das macht mich aber trotzdem gluecklich, da es zeigt, dass die Leute ein Interesse daran haben, „die Freiwillige aus Deutschland“ zu kennen!

Besonders habe ich mich kuerzlich gefreut, als ich auf dem Weg vom Supermarkt nach Hause war und mir eine Gruppe von Kindern entgegenkam, die gerade ebenso auf dem Nachhauseweg von der Schule waren. Man muss dazu sagen, dass sie nicht von der Schule, in der ich arbeite, waren. Von weitem wurde jedoch schon laut mein Name gerufen und aufgeregt gewunken. Es waren 2 Maedchen dabei, denen ich im SOS Kinderdorf Nachhilfe gebe und obwohl ich erst zwei Mal bei ihnen war, wussten sie sofort meinen Namen (ich koennte noch nicht sagen wie sie heissen) und freuten sich total mich zu sehen! Dabei zeigt sich schon eine Verhaltensweise, die ich von den Paraguayanern uebernommen habe: Man freut sich auch ueber eigentlich unwichtige Kleinigkeiten!

In diesem Blogbericht moechte ich ein bisschen zusammenfassen, was ich als typisch paraguayanisch empfinde und welche Dinge sich hier besonders von meinem Leben in Deutschland unterscheiden. Wer meine vorherigen Berichte gelesen hat wird bemerken, dass einiges auch mit den Dingen, die ich in Argentinien erlebt habe, uebereinstimmt.
Was wahrscheinlich zunaechst am typischsten ist, ist das Essen und Trinken.Es ist zunaechst einmal sehr lecker, dabei aber auch sehr ungesund.

Eine Spezialitaet ist die sogenannte „Chipa“. Das ist eine Art Maismehl-Brot-Kaese-Baellchen, das man Wahlweise auch noch mit Hackfleisch fuellen kann, dann nennt es sich „Chipa so o“ (das ist Guaraní, also die Sprache der Indigenen, und bedeutet Chipa mit Fleisch). Chipa ist man entweder einfach so nebenher, oder auch zum Abendessen, wie bei uns etwa einmal die Woche.

Eine andere Paraguayanische Hauskost ist „Sopa paraguaya“. Darunter kann man sich eine Art Eierkuchen gefuellt mit Kraeutern vorstellen. Nur dass der Teig nicht nur aus Eiern sondern auch noch aus Maismehl besteht. Auch unheimlich lecker! Das kann man auch einfach nur so oder zur Suppe essen.

Und zuletzt natuerlich Asado!
War ich in Argentinien schon auf den Geschmack gekommen, so geniesse ich diese Kost hier weiterhin. Asado bezeichnet ein grosses Grillfest, bei dem Massenweise Fleisch und Wuerstchen gegrillt werden (haeufig stundenlang), zu denen man dann Salat sowie Chipa und Sopa isst.
Und nun zu den Getraenken:

Dabei ist hier in Paraguay der Tereré das typischste Getraenk. Es ist (wie schon einmal beschrieben) eine Art Kraeutertee, den man folgendermassen zubereitet: Man fuellt in einen Becher, genannt Mate, trockene Teekraeuter zu denen man wahlweise noch Kraeuter aus dem Garten hinzufuegen kann und schuettet dann kaltes Wasser oder Saft hinzu. Das ganze wird mit einem Metallstrohhalm, der Bombilla, getrunken und nach jedem Mal neu augefuellt und an die naechste Person weitergegeben.
Dasselbe gilt fuer Mate, mit dem einzigen unterschied, dass dieser heiss und nie mit Saft getrunken wird.

Bei mir im Internat wird ausserdem immer selbstgepresster Orangen- oder Zitronensaft, verduennt mit Wasser und Zucker getrunken. Leider muss man jedoch hinzufuegen, dass die Orangen, die, wie auch die Zitronen, Avokados, Nispeln und vielen anderen Fruechten aus unserem Garten stammen, keine suessen, sondern saure Orangen sind, sodass man tatsaechlich viel Zucker hinzufuegen muss, damit das ganze auch schmeckt.

Generell kann man sagen, dass im Internat vieles selber hergestellt wird. Unser Brot z.B. wird jede Woche 3 bis 4 Mal frisch gebacken, genauso taeglich Kuchen oder Plaetzchen. Alle Marmeladen und sogar unser Dulce de Leche (Karamellcreme, das was fuer uns Deutsche das Nutella darstellt!) ist selber gemacht!

Aber ich will natuerlich nicht nur die ganze Zeit vom Essen schreiben (obwohl das bei 5 Mahlzeiten am Tag einen wichtigen Teil darsellt!).

Was sich hier natuerlich starkt von Deutschland unterscheidet, sind die Autos. Das faellt einem SOFORT auf! Zwar findet man in meiner deutschen Kolonie immer wieder Mercedese und BMWs (die dann auch ziemlich neu sind), aber meistens sind die Autos eher komplette Schrottkarren
und man wartet eigentlich nur noch auf den Tag, an dem sie auseinanderfallen. Ausserdem gibt es hier unheimlich viele Pickup-Trucks, in allen Farben und Zustaenden.

Eine Art von Fahrzeug ist aber eigentlich ohne Ausnahme immer kurz vor dem Auseinanderfallen: die Busse! Ich bin glaube ich in meinem ganzen Leben noch nie in einem so alten Auto wie diesen Bussen gefahren! Es ist immer ein kleines Abenteuer dort mitzufahren, weil man nie weiss, ob der Bus es noch bis zur naechsten Station schafft! Wenn man mit einem Bus fahren will, muss man zunaechst erst einmal jemand aus dem Dorf fragen, zu welcher Uhrzeit die Busse abfahren, da es an den Bushaltestellen keine Fahrplaene gibt. Wenn der Bus sich dann naehert (zu welcher Uhrzeit auch immer, die eigentlichen Abfahrtszeiten sind im Endeffekt doch ziemlich unbedeutend), streckt man die Hand raus und signalisiert damit dem Fahrer, dass man mitfahren moechte.

Die Fahrt selber ist fast immer gleich teuer, meistens 2500-3000 Guaranís (7000 Gs = 1 Euro), also ziemlich billig (egal wie weit man faehrt).
Wenn man wieder aussteigen will, gibt man dem Fahrer ein Zeichen und der Bus haelt direkt an dem gewuenschten Ort (also unabhaengig von Bushaltestellen).

Ein weiteres Fortbewegunsmittel, das in fast allen Haushalten vorhanden ist (auch bei den Armen), ist eine Art Roller-Motorrad. Es groesser uns schneller als ein Roller, aber kleiner und langsamer als ein richtiges Motorrad. Sie sind sowohl im fast neuen Zustand, wie aber auch im „kurz-vor-dem-Zusammenbrechen-Zustand“ vorhanden. Man faehrt entweder alleine, zu zweit, zu dritt oder sogar zu viert auf einem Motorrad.
Helme sind hier fast ein Fremdwort und auch ansonsten wird Sicherheit ziemlich klein geschrieben. Die Motorraeder werden zur Fortbewegung wie auch zum Transport benutzt. Es ist also gar keine Seltenheit, dass man jemanden mit riessiger Kiste oder auch weit ueber das Motorrad herausragenden und –schleifenden Gegenstaenden sieht.
Dazu sollte ich noch erwaehnen, dass die Strassen hier vielerorts nicht geteert sind, sondern aus Steinen oder sogar nur Lehm bestehen. Die gepflasterten Strassen sind aber auch nicht mit Kopfsteinpflaster, sondern mit irgendwelchen Steinen gepflastert, sodass man ziemlich schnell beim Laufen an einem der Steine haengenbleibt. Man kann sich also vorstellen wie gefaehrlich es ist, mit 80,90 oder 100 km/h darueber zu brettern...Das ist jedoch sogut wie das einzige was die Paraguayer am Wochenende und nachts machen!

Eine weitere Sache, die eine grosse Umstellung fuer mich war, ist die Tatsache, dass es auf Grund der grossen Gewaltbereitschaft in der Bevoelkerung viele Sicherheitsbeamte auf der Strasse gibt.
Diese stehen vor Supermaerkten, Banken oder grossen Firmen. Man kann sie sich aber nicht nur einfach mit kleiner Pistole versteckt unter der Uniform vorstellen, sondern mit Schlagknueppel, Schrotflinte oder Maschienengewehr, sichtbar fuer jeden der an ihnen vorbeilaeuft. Diese Sicherheitsbeamten sind auch auf grossen Veranstaltungen, wie z.B. dem Fest, auf dem ich am Samstag war, oder im Station vorzufinden. Ich fuehle mich dann immer etwas unsicher, da man nie weiss, wie schnell sie schiessen...Aber wie sollte man sich auch sonst eins der korruptesten Laender der Welt vorstellen?

Zuletzt (da ich weiss, dass der Bericht sowieso schon viel zu lang ist) moechte ich noch auf ein sehr wichtiges Thema eingehen: FUSSBALL!!! Am vergangenen Mittwoch fand das Qualifikationsspiel Paraguay-Argentinien statt, das fuer Paraguay deshalb so wichtig war, da sie sich bei einem Sieg auf jeden Fall fuer die WM qualifizieren wuerden.




Punkt 19h waren fast alle Internatsschueler im Fernsehzimmer vereint und bei dem Erklingen der Nationalhymne standen viele auf und sangen laut mit. Beim Spiel selber wurde alles kommentiert und zitternd mitgefiebert. Zwar kannt man das in einer gewissen Weise auch aus Deutschland, aber irgendwie war es noch intensiver und aufregender. Als Paraguay sein vollverdientes 1:0 schoss, sprangen alle auf, umarmten sich und schrien laut los. Das kann man sich bei uns vielleicht bei einem WM-Spiel, jedoch nicht bei einem Qualifikationsspiel, das sowieso nur wenige anschauen, vorstellen! Die letzten 5 Minuten waren fuer alle dann der reinste Nervenkitzel, als es einzig und alleine darum ging, das 1:0 zu halten und die Argentinier vollstaendig zu blamieren. Als das Spiel dann endlich abgepfiffen wurde, war die Freude riessig, da die Chance fuer Argentinien an der WM teilzunehmen, sichdadurch verringert hat, jedoch die Sicherheit fuer Paraguays Teilnahme besteht. Wie auch schon am Samstag, als Paraguay erfolgreich gegen Bolivien gespielt hatte, erstrahlte der Himmel kurz darauf schon in den schoensten Feuerwerksfarben. Ich kann mir noch gar nicht genau vorstellen, wie das ganze dann erst bei der WM wird!
Aber das tollste an allem war, dass dafuer heute der Nachmittagsunterricht ausfiel! Bei den staatlichen Schulen fand sogar den ganzen Tag kein Unterricht statt! Ich bin also sehr am Hoffen, dass sich Paraguay auch waehrend der WM gut schlaegt, dass wir einmal mehr den Sieg einen ganzen Tag lang feiern koennen :)

Puh, das war mal wieder ein viel zu langer Bericht, aber irgendwie gelingt es mir nie, das ganze noch kuerzer zu fassen, dafuer erlebe ich hier taeglich einfach viel zu viel!

Allen, die es bis hierher mit dem Lesen geschafft haben, wuensche ich ein schoenes und erholsames Wochenende, das in Deutschland wahrscheinlich schon eher herbstlich als sommerlich sein wird.

Eure Nina

Sonntag, 6. September 2009

La primera fiesta en Hohenau!

Nachdem die Woche wieder eine ganz normale Arbeitswoche war, die nach dem gleichen Plan wie auch die vergangenen Wochen ablief, bot das Wochenende doch eine kleine Abwechslung:
Die Schueler des 3 curso, also dem Abschlussjahrgang, hatten eine grosse fiesta geplant, um Geld fuer eine Reise nach Brasilien zu sammeln.
Dafuer verkauften sie schon seit Wochen ihre Tickets und nachtdem mich einer meiner Schueler wieder und wieder fragte, ob ich nicht auch ein Ticket kaufen wollte und ich sowieso keine anderen Plaene hatte, wechselten 20000 Guaranis und 1 kleiner Fetzen Papier den Besitzer.
Drei unserer Internatsschueler sind auch in der Abschlussklasse und zwei waren desshalb ueber das Wochenende nicht nach Hause gefahren, sondern wohnten in ihren Zimmern.
Den ganzen Nachmittag waren sie damit beschaeftigt, die oeffentliche Halle, die eigentlich nur ein grosses Dach und ein Boden ist, die aber fuer alles (Taenze, grosse Veranstaltungen und Sport) benutzt wird, zu saeubern und eine Buehne und einen Laufsteg aufzubauen.
Das Fest war naemlich zum einen ein Tanz, aber zu spaeterer Stunde hatten sich noch Models aus Encarnacion angekuendigt.
Um halb eins machten Benny und ich uns dann auf den Weg (eigentlich wollten wir mit den beiden Maedels gehen, aber wir hatten ihr Klopfen an der Tuer nicht gehoert, sodass sie dann ohne uns gingen) zum „Club Juventud“, der nur ca. 10 Gehminuten entfernt ist.
Es war nicht wirklich kalt, aber auch nicht warm. Eine lange Hose und T-Shirt waren also eigentlich angebracht. Jedoch was sahen wir als wir ankamen: Maedchen, 14 oder 15 Jahre alt, in superkurzen Roecken oder Kleidern, mit einem Ausschnitt, der den Textilanteil des T-Shirts auf ein sehr Geringes verringerte. Dazu noch riessen Absaetze, die fuer viele das Tanzen nach kurzer Zeit schon zu einer Qual werden liessen.
Naja, zum Glueck war ich ja nicht so angezogen!
Obwohl die Musik schon laut am Laufen war und viele Leute um die Tanzflaeche herumstanden, befand sich auf ihr noch niemand.

Nachdem wir ein Weilchen mit den Maedels, die uns eigentlich mitnehmen wollten, geredet hatten, kam eine andere Mitorganisatorin zu uns und meinte, dass wir doch mal anfangen sollten zu tanzen. Zwar war ich zunaechst etwas skeptisch, dass die Leute anfangen wuerden zu tanzen, da sie ja seit 21h, als das Fest anfing, Zeit dazu gehabt haetten und ausserdem wollte ich eigentlich nicht die erste sein, aber dennoch liess ich mich von den andern mitziehen und wir eroeffneten das Tanzen. Kurze Zeit spaeter fuellte sich die Tanzflaeche bis fast gar kein Platz mehr war!

In Paraguay, wie auch in Argentinien, wird vor allem auf Cumbia und Reggaeton getanzt, was den lateinamerikanischen Takt beschreibt. Die Lieder sind alle ziemlich aehnlich, aber die Leute fahren unheimlich drauf ab! Ich mag die Musik auch, jedoch habe ich mich dann immer sehr gefreut, wenn ein Lied kam, das auch bei uns gespielt wird, das eine kleine Abwechslung zu dem immerwiederkehrenden Rhythmus darstellte.
Wir haben bis um 3h eigentlich durchgehend getanzt, als dann die Models kamen. Sowas haette es bei uns nie auf einer Schulveranstaltung gegeben und ich war eigentlich auch nicht sehr begeistert. Sowohl die zwei weiblichen Models als auch das maennliche Model sahen nicht besonders gut aus und ihre „sexy“ Show war eher peinlich als sonst irgendwas. Naja, den Einheimischen scheint es trotzdem gefallen zu haben!
Um halb 4 machten wir uns dann auch den Heimweg (als einer der ersten die gingen) und totmuede fiel ich ins Bett.
Alles in allem kann ich aber sagen, dass mir das Fest unheimlich gut gefallen hat und dass ich mich schon richtig auf die „Feschtlessaison“, die hier, wie auch in Deutschland, jetzt beginnt.
Ich hoffe euch allen geht es genau so gut wie mir,
eure Nina

Montag, 31. August 2009

Die ersten Wochen in Hohenau

So, nun wisst ihr schon wie mein Wochenablauf so aussieht, aber ich moechte euch noch ein bisschen mehr davon erzaehlen, was ich bis jetzt so gemacht habe.

Die erste Woche bestand zum Grossteil darin, die Aufgaben, die ich fuer das kommende Jahr uebernehmen werde, zu erkunden. Jedoch hiess das nicht immer nur erkunden, sondern haeufig auch gleich einsteigen.

Am ersten Tag zum Beispiel, also am Montag, 16. August, hatten wir das erste Mal die Putzgruppe, in der wir auch gleich einsteigen mussten. Ich bekam also eine Gruppe von 10 Kindern, mit denen ich ein bestimmtes Gebiet von Blaettern befreien musste. Den Kindern klarzumachen, dass, wenn wir alle gemeinsam und relativ zuegig arbeiten, wir auch frueher fertig werden, war nicht immer ganz einfach. Es gab Spezialisten, die ununterbrochen versuchten, jedes Mal wenn ich nicht hinschaute mit der Arbeit aufzuhoeren. Da war ich dann doch irgendwie auch froh, als es zu regnen anfing und wir zwangsweise mit der Arbeit aufhoeren musste.

Am Tag drauf, also am Dienstag, gingen wir uns den Unterricht in der Secundaria anschauen, wo wir auch gleich mal jeder eine Klasse bekamen, die wir dann unterhalten sollten.
Da dachte man, man kommt nur mal schnell und schaut sich alles an und schwups hat man schon eine Arbeit! Ich habe dann einfach nur mit den Kindern geredet und ein bisschen gefragt woher sie kommen, was ihre Hobbies sind und was sie spaeter einmal machen wollen.

Nachmittags sind wir mit unserem Direktor ins SOS Kinderdorf gefahren um mit dem Direktor zu sprechen. Der erzaehlte uns zunaechst etwas ueber die Struktur und Geschichte der SOS Kinderdoerfer und lud uns dann fuer den Nachmittag ein um die Familien ein bisschen naeher kennenzulernen.
Wir kamen am Nachmittag also wieder und wurden eingen Familien vorgestellt.
Fuer die von euch, die nicht wissen was ein SOS Kinderdorf ist, hier eine ganz kurze Beschreibung: In einem SOS Kinderdorf wohnen Kinder, die entweder keine Eltern mehr haben, deren Eltern nicht auf sie aufpassen koennen, da sie z.B. alkohol- oder drogenabhaengig sind, oder die zu Hause von ihren Eltern schlecht behandelt werden.
In einer Familie wohnen 8-10 Kindern mit einer SOS-Tante zusammen. Jede Familie hat ein eigenes Haus; insgesamt gibt es in diesem Dorf 13 Haeusern.

Bis jetzt habe ich noch nichts ueber die Vergangenheiten der Kinder erfahren und man merkt ihnen auch nichts an, aber das wird bestimmt nicht immer so bleiben.

Fuer den Rest der Woche schauten wir noch ein bisschen beim Unterricht zu und halfen hier und da, wo unsere Hilfe benoetigt wurde.

Das Wochenende war dann zunaechst einmal schoen um auszuschlafen und um das schoene Wetter zu geniessen.
Die ganze erste Woche ueber war es ziemlich kalt gewesen, aber am Wochenende war dann wieder kurze-Hosen-Wetter und strahlendblauer Himmel!

Am Sonntag hatte die Gemeinde ein Fest, bei dem es leckeres Asado, also Grillen, und andere paraguayanische Spezialitaeten gab. Es war wie immer superlecker und ich ass viel zu viel!

Am Montag begann dann meine erste richtige Arbeitswoche, ab der ich alleine fuer meinen Unterricht verantwortlich war. Es klappte aber alles sehr gut und ich gewoehnte mich auch immer mehr an mein Leben als „Profesora Nina“.

Am Donnerstag stand ein kleinen Highlight an und zwar gab es ein „Intercolegial“. Dabei treten die verschiedenen Schulen aus der Gegend im Sport gegeneinandern an; die Maedchen im Handball und die Jungs im Fussball. Viele Schueler unserer Schule waren gekommen und lauthals feuerten wir unsere Mannschaften mit „Internado“ oder „CPH“ (Colegio Privado de Hohenau) an.
Das ganze hat total viel Spass gemacht und ich war richtig traurig als wir mit dem Bus wieder zurueckfahren mussten.

Am Samstag sind Benni und ich zusammen mit unsern Hausmitbewohnern, Reni und ihrem Sohn Ivan, nach Trinidad (aber nicht das Trinidad von Trinidad und Tobago!) gefahren, in dem man alte Ruinen von den Jesuiten bestaunen kann. Die Jesuiten waren eine katholische Gruppe, die zusammen mit einigen Guaraní, also Indigenen, dort einen Staat im Staat aufgebaut haben und sich selbststaendig in diesem Staat versorgt haben. Die Staette wurde aber spaeter von den Spaniern oder Englaendern (das wusste Benni nicht mehr so genau) zerstoert, sodass man heute nur noch die Ruinen anschauen kann.




Das ganze ist seit 1993 Weltkulturerbe, was es natuerlich noch viel sehenswerter macht!

Da der Tag heiß war, tranken wir kuehlen Tereré (kalten Tee mit Fruchtsaft, typisch paraguayanisch) und assen selbstgebackene Chipa, auch typisch paraguayanisch.
Abends backten wir Empanadas, auch sehr lecker!


Am Sonntag, habe ich ausser schlafen und kochen nicht wirklich viel gemacht.
Es gab leckere selbstgemachte Kaesspaetzle mit schwaebischem Kartoffelsalat. Muy rico!

Jetzt hat wieder eine neue Woche angefangen und es heisst wieder ARBEITSALLTAG!

So, nun wisst ihr, was bei mir in Paraguay so abgeht und wie das Leben hier „drueben“ so ist.

Ich hoffe euch allen geht es gut,
eure Nina

P.S. Mittlerweile habe ich auch Skype (Name: Ninschkes), wer Lust hat kann mich ja mal anrufen :)