Dienstag, 29. September 2009

Oh nooo!

Bin ich bei meinem letzten Post fast in der Hitze eingegangen, so sitze ich jetzt wieder in langer Hose und Fleece am Tisch (im Haus!). Das Wetter in Paraguay ist wirklich etwas, was man ueberhaupt nicht einschätzen kann. Die Veränderungen kommen plötzlich und das Wetter schlaegt von 0 auf 100 komplett um. So viele Gewitter und Starkregen wie ich hier schon hatte, erlebt man in Deutschland hoechstens auf ein halbes Jahr verteilt.

Jedoch habe ich ja ein Zimmer, in dem ich sicher von den Wetterumschwuengen bin, sodass ich keine Sorgen haben muss.

Diese Woche geht es mir richtig gut: Gestern und heute habe ich frei, was ich zum Ausschlafen und einfach mal nichts tun genutzt habe. Heute Abend kommt Christoph, der Kooperator der IERP, der auch das Vorbereitungsseminar geleitet hat, um zu schauen, wie es bei uns so laeuft.

Waehrend ich den Post beende, kommt schon wieder der naechste Wetterumschwung: Die Sonne hat sich hinter den Wolken hervorgedrueckt und wahrscheinlich beginnt jetzt wieder eine heisse Phase....

In diesem Sinne,
schoenen Herbst,
eure Nina

Sonntag, 27. September 2009

Lebenszeichen aus der HITZE....

Kaum zu glauben: Am vergangenen Montag hat der Fruehling begonnen und heute sitze ich draussen bei unertraeglichen 35°C im Schatten...Das kann ja ein Sommer werden :D

Ansonsten geht es mir aber sehr gut und ich geniesse das Leben auf der anderen Seite der Erde sehr.

Vergangene Woche gab es ein grosses Fest im "Club Aleman", also im Deutschen Klub, wo zunaechste die Wahl zur "Reina primavera", also Fruehlingskoenigin, stattfand, und danach wieder bis in die Morgenstunden getanzt wurde. Auch Benny und ich waren natuerlich am Start, wobei die Wahl der Koening weit weniger spektakulaer war und sich eher als ziemlich langweiliges Ereignis herausstellte, das Tanzen dafuer natuerlich mal wieder um so besser war. Sobald die Buehne abgebaut war und die Musik losging, war die ganze Halle voll und alle waren am Tanzen. Einfach genial!

Jedoch blieben wir zwei Voluntarios mal wieder sehr "kurz", und machten uns "schon" um 3h auf den Nachhauseweg, da wir uns am naechsten Morgen frueh mit dem Pfarrer fuer den Gottesdienst verabredet hatten. Leider stellte sich der Weg als etwas komplizierter heraus, da wir ueberhaupt keine Ahnung hatten wo wir waren, sodass wir etwa eine Stunde im Kreis liefen, bevor ich es dann endlich mal fertig brachte, nach der Strasse nach Hohenau zu fragen. Naja, dann wussten wir endlich wohin wir gehen mussten, hatten aber dennoch noch 1h Weg vor uns und es war auch schon ziemlich kalt...Aber wer kennt die Voluntarios in Hohenau nicht? Nachdem wir etwa die Haelfte des Weges hinter uns gebracht hatten, hielt ein Pick up Truck mit fetten Boxen auf der Ladeflaeche an und fragte, ob er uns nicht ins Internat bringen sollte. Zwar wussten wir nicht genau wie der Junge hiess, nur dass er ein Schueler des Internats war, aber sagten trotzdem sofort ja. So waren wir dann gluecklicherweise schon um 4h zu Hause :)

Am Sonntag war dann Gottesdienst mit anschliessendem Mittagessen, dass mal wieder paraguayanisch hammergut war! So langsam bekomm ich echt schon Gewichtsprobleme und glaube, dass ich hier eher ein freiwilliges kulinarisches als ein freiwilliges soziales Jahr mache^^

Am Freitag ging das Feiern gleich weiter, da war naemlich "fiesta de jovenes" im SOS Kinderdorf, bei dem gegessen, Karaoke gesungen und getanzt wurde. Da ich in die Jugendgruppe des SOS Kinderdorfes gehe, war ich auch zum Fest eingeladen und hatte die Gelegenheit, viele coole Jugendliche kennenzulernen.

Am Samstag hatten wir morgens Unterricht, da am Montag Brueckentag ist (am Dienstag ist dann Feiertag) und der Unterricht vorgezogen werden musste. Mittags gingen Benny und ich mit dem Pfarrer zum Radio, da wir an diesem Tag unsern grossen Vorstellungsauftritt hatten. Das Radio wird im ganzen Gebiet hier ausgestrahlt und reicht sogar bis nach Nordargentinien. Die Kirche hat sich 30 Minuten jeden Samstag gekauft, dei sie frei gestalten darf. Die Fragen und Antworten zur Vorstellung unserer Person hatten wir uns selber ueberlegt und sie waren natuerlich auf Spanisch! Es klappte alles prima und wir wurden schon von ganz vielen Leuten angesprochen, die uns gehoert hatten!

Nachmittags verabredete ich mich dann mit einem Maedchen, dass ich auf dem Fest im Kinderdorf kennengelernt hatte und wir verbrachten den Nachmittag in ihrem Haus, was im Kinderdorf in Obligado ist, welches aber nur aus 3 Haeusern besteht, die alle ganz normal aussehen und verteilt in einer Strasse liegen. Wir tranken Tereré, hoerten Musik und unterhielten uns. Spaeter kamen dann auch ihre Geschwister dazu, die mich gleich alle umarmen wollten, auf meinen Schoss wollten oder mit meinem Handy spielen wollten. Richtig suess!
Leider gab es abends dann keinen Collectivo mehr, mitdem ich von Obligado nach Hohenau fahren haette koennen, sodass Benny mir dann entgegenlaufen musste und sie und ihr Bruder mich bis dahin begleiteten. Als blondes Maedchen hast du es hier eben nicht so einfach....

Und heute war mal wieder Culto, also Gottesdienst, mit anschliessendem Asado. Dazu gab es Chipa, Sopa und allerlei Salate. Es hat mal wieder hammergut geschmeckt und langsam habe ich auch heraus, wie viel man essen muss^^
Dort haben wir dann einen richtig coolen Typen kennengelernt, der in Deutschland studiert und gerade hier seinen Vater besucht, mit dem wir eigentlich nacher auch noch Wasserskifahren gehen wollten im Parana-Fluss, was aber auf Grund des starken Windes abgesagt wurde.

Und jetzt sitze ich draussen vor der Kueche, entspanne mich in der Ruhe, die hier meistens nur am Wochenende vorhanden ist und geniesse mein Leben als Voluntaer in vollen Zuegen!

Gleich werde ich noch ein Stueck der leckeren Torte, die die Koechin mir beigebracht hat, essen. Das ist hier naemlich auch ein grosser Luxus: Wir lernen ganz nebenbei auch noch die besten Speisen zuzubereiten :)
Hier z.B. seht ihr mich bei der Herstellung von Hackfleisch, richtig spannend^^

Ich hoffe der Herbst zeigt sich mal wieder von seiner schoensten Seite in Deutschland, vielleicht werden ja auch schon langsam die Blaetter rot, gelb und braun und bestimmt faengt auch bald schon die Zeit des Herbstens an.

Ich hoffe es geht euch allen gut,
ganz liebe Gruesse,
eure Nina

Freitag, 18. September 2009

Dies und das

Hola amigos en alemania!
Como están?
Nun ist mal wieder Wochenende und ich habe etwas Zeit einen neuen Blogeintrag zu schreiben.
Die vergangenen 2 Arbeitswochen waren eigentlich wie immer, nur dass Tag fuer Tag das Leben hier schon immer selbstverstaendlicher wird und ich mich mittlerweile auch schon richtig zu Hause fuehle.

Das letzte Wochenende bekamen Benny und ich Besuch von einem Mitarbeiter des GAWs, Benjamin Haas, der alle Projekte der IERP besucht und schaut, ob wir mit unserer Arbeit zurechtkommen. Ausserdem besucht er noch Projekte in die Spendengelder des GAWs fliessen; in Paraguay z.B. ein Indigenenprojekt und ein HIV-Projekt.

Er kam also am Samstagabend zu uns, wir haben lecker Spaetzle mit Schnitzel gemacht und sind dann das erste Mal in Hohenau ausgegangen. Irgendwie ist es schon peinlich, dass wir schon ueber einen Monat hier sind und Besuch benoetigen um die Ausgehmoeglichkeiten kennenzulernen...Wir hatten uns vorher ein bisschen bei unsern Schuelern informiert, wo man denn abends hingehen koennte, und uns wurde das CALYPSO empfohlen, wo anscheinend auch Karaoke stattfinden sollte. Ausserdem gibt es hier noch eine Disko, die aber so gut wie nie geoeffnet ist.
Also machten wir uns auf ins Calypso, was ca. eine halbe Stunde zu Fuss entfernt ist (irgendwie sind die Entfernungen hier schon ziemlich gross!).
Dort gab es dann leider kein Karaoke (das findet nur freitags statt), dafuer sah das Restaurant sehr gepflegt aus und das Essen, dass an die anderen Tische serviert wurde, roch herrlich!
Wir haben dann nur etwas getrunken, wobei es beim naechsten Mal bestimmt nicht nur bei einem Getraenk bleiben wird bei diesen Preisen: Cubalibre fuer 10000Gs, ein bisschen mehr als ein Euro, und Coctails fuer 12000-15000Gs.

Am Sonntag fand dann grosses Schulfest statt, fuer das wir auch schon am Samstagnachmittag die Vorbereitungen angefangen hatten. Es wurden riessige Mengen Chipa und Sopa paraguaya gebacken (eine Frau beim backen: Und, wie schmeckt dir die Sopa paraguaya? Ich: gut! Sie: Ist das nicht toll, Paraguay ist das einzige Land, in dem die Sopa (also Suppe) nicht fluessig sondern fest ist! Haha^^). Die Maenner kuemmerten sich um das Fleisch fuers Asado: 800 kg Fleisch! Das hing dann waehrend wir in der Kueche unsere Spaetzle vorbereiteten vor dem Fenster....Sehr appetitlich!
Nachts um 2h fingen sie dann auch an, die Rinder kleinzuschneiden und in spiessgerechte Portionen zu zerteilen. Um 9h waren 150kg immer noch nicht verarbeitet...Ziemlich viel Arbeit so ein Asado!


Nach dem Gottesdienst fing das Essen dann auch gleich an. Wir warteten noch ein bisschen und kauften uns zunaechst Chipa und Sopa. Das war jedoch ein grosser Fehler! Denn wir hatten zu dritt ein Asado, was aus 2kg Fleisch bestand! Dazu noch 2 Portionen Salat (Kraut- und Kartoffel-) und Getraenke. Ich war selten in meinem Leben so vollgestopft wie nach diesem Asado! Es war aber unheimlich lecker und das lange Braten hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Eigentlich haette es noch megaleckeren Kuchen gegeben, aber darauf musste ich dann verzichten weil ich keinen Bissen mehr reinbekommen haette.

Montags schaute Benny noch im Unterricht vorbei (wo wir gerade Possesivbegleiter im Akkusativ machten...UNHEIMLICH spannendes Thema...NOT!) bevor es dann auf ging ins naechste Projekt.

Ansonsten gab es diese Woche nichts spannendes, ausser dem Regen. So etwas kann man sich in Deutschland fast gar nicht vorstellen!

Bei uns gibt es nur 2 Typen von Wetter: Entweder ist es ganz heiss und schwuel, oder es regnet so stark, dass man denkt, die Welt wuerde gleich untergehen!
So war es z.B. heute Nacht und Morgen einmal wieder. Die ganze Nacht ueber gab es ein riessiges Gewitter mit einem Donner, bei dem der Blitz wohl direkt in der Nachbarschaft eingeschlagen haben musste, da ich beim Erklingen des Donners aus dem Schlaf gerissen wurde und kerzengerade im Bett sass. So einen lauten Donnner habe ich glaub ich in meinem ganzen Leben noch nie gehoert!
Die sturzbachaehnlichen Wassermassen, die dann die Strassen entlanglaufen, sind in Deutschland auch nur selten zu sehen! Komischerweise schafft das Wetter es immer, dann schlecht zu sein, wenn ich von meinem Zimmer zum Unterrichten in die Schule muss...Bei dem eklig klitischigen roten Schlamm ist das immer relativ unangenehm, zumahl ich aus Deutschland keinen Schirm mitgebracht habe, da ich dachte, dass es in Paraguay nichts als Hitze gibt. Falsche Entscheidung!
Dazu kommt auch noch, dass die Dachrinnen und Wasserrohre z.T. undicht sind, sodass das Wasser an einigen Stellen wie bei einem Springbrunnen herausspritzt. Das ist natuerlich dann ziemlich unpraktisch, wenn es auf eine Stelle wie eine Tuer spritzt, wie es heute der Fall war; ausgerechnet auch noch auf die Tuere des Zimmers, in dem ich unterrichte....

Eine andere Sache die meistens mit dem Regen kommt, ist der Stromausfall. So war es heute auch mal wieder. Eigentlich hatten wir geplant einen Film anzuschauen, aber dann gab es weder Licht noch sonst etwas: Der Strom war mal wieder weg! Zwar ging es heute dann relativ schnell, bis wir wieder Strom hatten, aber letzte Woche hatten wir z.B. von Freitagabend bis Samstagnachmittag keinen Strom. Z.B. ist mein Haus davon meistens nicht betroffen, aber ist doch irgendwie nervig mit einer kleinen Notfalllampe zu kochen und spaeter dann bei diesem Licht zu essen.

Aber eigentlich kann ich sagen, dass man sich auch daran ziemlich schnell gewoehnt und es doch auch irgendwie immer wieder ein Abenteuer ist!

So, das wars fuer heute, nacher werde ich mal die Karaokebar ausprobieren (hoffentlich haben wir heute mehr Glueck!) und morgen Abend werde ich wieder auf eine grosse Fiesta gehen, dieses Mal aber im ca. 45min (zu Fuss) entfernten Obligado.

Ganz liebe Gruesse sendet euch eure Nina!

Freitag, 11. September 2009

Ein Monat Paraguay: Die ersten Eindruecke

Nachdem ich jetzt schon seit einem Monat in meinem Projekt bin, habe ich mich mittlerweile gut eingelebt und auch schon viele Eindruecke vom Leben hier bekommen.

Die Leute, die ich bis jetzt kennengelernt habe, sind eigentlich alle sehr nett und offen. Ich werde taeglich von vielen mit Namen gegruesst, bei denen ich mir eigentlich denke, dass ich sie noch nie gesehen habe. Das macht mich aber trotzdem gluecklich, da es zeigt, dass die Leute ein Interesse daran haben, „die Freiwillige aus Deutschland“ zu kennen!

Besonders habe ich mich kuerzlich gefreut, als ich auf dem Weg vom Supermarkt nach Hause war und mir eine Gruppe von Kindern entgegenkam, die gerade ebenso auf dem Nachhauseweg von der Schule waren. Man muss dazu sagen, dass sie nicht von der Schule, in der ich arbeite, waren. Von weitem wurde jedoch schon laut mein Name gerufen und aufgeregt gewunken. Es waren 2 Maedchen dabei, denen ich im SOS Kinderdorf Nachhilfe gebe und obwohl ich erst zwei Mal bei ihnen war, wussten sie sofort meinen Namen (ich koennte noch nicht sagen wie sie heissen) und freuten sich total mich zu sehen! Dabei zeigt sich schon eine Verhaltensweise, die ich von den Paraguayanern uebernommen habe: Man freut sich auch ueber eigentlich unwichtige Kleinigkeiten!

In diesem Blogbericht moechte ich ein bisschen zusammenfassen, was ich als typisch paraguayanisch empfinde und welche Dinge sich hier besonders von meinem Leben in Deutschland unterscheiden. Wer meine vorherigen Berichte gelesen hat wird bemerken, dass einiges auch mit den Dingen, die ich in Argentinien erlebt habe, uebereinstimmt.
Was wahrscheinlich zunaechst am typischsten ist, ist das Essen und Trinken.Es ist zunaechst einmal sehr lecker, dabei aber auch sehr ungesund.

Eine Spezialitaet ist die sogenannte „Chipa“. Das ist eine Art Maismehl-Brot-Kaese-Baellchen, das man Wahlweise auch noch mit Hackfleisch fuellen kann, dann nennt es sich „Chipa so o“ (das ist Guaraní, also die Sprache der Indigenen, und bedeutet Chipa mit Fleisch). Chipa ist man entweder einfach so nebenher, oder auch zum Abendessen, wie bei uns etwa einmal die Woche.

Eine andere Paraguayanische Hauskost ist „Sopa paraguaya“. Darunter kann man sich eine Art Eierkuchen gefuellt mit Kraeutern vorstellen. Nur dass der Teig nicht nur aus Eiern sondern auch noch aus Maismehl besteht. Auch unheimlich lecker! Das kann man auch einfach nur so oder zur Suppe essen.

Und zuletzt natuerlich Asado!
War ich in Argentinien schon auf den Geschmack gekommen, so geniesse ich diese Kost hier weiterhin. Asado bezeichnet ein grosses Grillfest, bei dem Massenweise Fleisch und Wuerstchen gegrillt werden (haeufig stundenlang), zu denen man dann Salat sowie Chipa und Sopa isst.
Und nun zu den Getraenken:

Dabei ist hier in Paraguay der Tereré das typischste Getraenk. Es ist (wie schon einmal beschrieben) eine Art Kraeutertee, den man folgendermassen zubereitet: Man fuellt in einen Becher, genannt Mate, trockene Teekraeuter zu denen man wahlweise noch Kraeuter aus dem Garten hinzufuegen kann und schuettet dann kaltes Wasser oder Saft hinzu. Das ganze wird mit einem Metallstrohhalm, der Bombilla, getrunken und nach jedem Mal neu augefuellt und an die naechste Person weitergegeben.
Dasselbe gilt fuer Mate, mit dem einzigen unterschied, dass dieser heiss und nie mit Saft getrunken wird.

Bei mir im Internat wird ausserdem immer selbstgepresster Orangen- oder Zitronensaft, verduennt mit Wasser und Zucker getrunken. Leider muss man jedoch hinzufuegen, dass die Orangen, die, wie auch die Zitronen, Avokados, Nispeln und vielen anderen Fruechten aus unserem Garten stammen, keine suessen, sondern saure Orangen sind, sodass man tatsaechlich viel Zucker hinzufuegen muss, damit das ganze auch schmeckt.

Generell kann man sagen, dass im Internat vieles selber hergestellt wird. Unser Brot z.B. wird jede Woche 3 bis 4 Mal frisch gebacken, genauso taeglich Kuchen oder Plaetzchen. Alle Marmeladen und sogar unser Dulce de Leche (Karamellcreme, das was fuer uns Deutsche das Nutella darstellt!) ist selber gemacht!

Aber ich will natuerlich nicht nur die ganze Zeit vom Essen schreiben (obwohl das bei 5 Mahlzeiten am Tag einen wichtigen Teil darsellt!).

Was sich hier natuerlich starkt von Deutschland unterscheidet, sind die Autos. Das faellt einem SOFORT auf! Zwar findet man in meiner deutschen Kolonie immer wieder Mercedese und BMWs (die dann auch ziemlich neu sind), aber meistens sind die Autos eher komplette Schrottkarren
und man wartet eigentlich nur noch auf den Tag, an dem sie auseinanderfallen. Ausserdem gibt es hier unheimlich viele Pickup-Trucks, in allen Farben und Zustaenden.

Eine Art von Fahrzeug ist aber eigentlich ohne Ausnahme immer kurz vor dem Auseinanderfallen: die Busse! Ich bin glaube ich in meinem ganzen Leben noch nie in einem so alten Auto wie diesen Bussen gefahren! Es ist immer ein kleines Abenteuer dort mitzufahren, weil man nie weiss, ob der Bus es noch bis zur naechsten Station schafft! Wenn man mit einem Bus fahren will, muss man zunaechst erst einmal jemand aus dem Dorf fragen, zu welcher Uhrzeit die Busse abfahren, da es an den Bushaltestellen keine Fahrplaene gibt. Wenn der Bus sich dann naehert (zu welcher Uhrzeit auch immer, die eigentlichen Abfahrtszeiten sind im Endeffekt doch ziemlich unbedeutend), streckt man die Hand raus und signalisiert damit dem Fahrer, dass man mitfahren moechte.

Die Fahrt selber ist fast immer gleich teuer, meistens 2500-3000 Guaranís (7000 Gs = 1 Euro), also ziemlich billig (egal wie weit man faehrt).
Wenn man wieder aussteigen will, gibt man dem Fahrer ein Zeichen und der Bus haelt direkt an dem gewuenschten Ort (also unabhaengig von Bushaltestellen).

Ein weiteres Fortbewegunsmittel, das in fast allen Haushalten vorhanden ist (auch bei den Armen), ist eine Art Roller-Motorrad. Es groesser uns schneller als ein Roller, aber kleiner und langsamer als ein richtiges Motorrad. Sie sind sowohl im fast neuen Zustand, wie aber auch im „kurz-vor-dem-Zusammenbrechen-Zustand“ vorhanden. Man faehrt entweder alleine, zu zweit, zu dritt oder sogar zu viert auf einem Motorrad.
Helme sind hier fast ein Fremdwort und auch ansonsten wird Sicherheit ziemlich klein geschrieben. Die Motorraeder werden zur Fortbewegung wie auch zum Transport benutzt. Es ist also gar keine Seltenheit, dass man jemanden mit riessiger Kiste oder auch weit ueber das Motorrad herausragenden und –schleifenden Gegenstaenden sieht.
Dazu sollte ich noch erwaehnen, dass die Strassen hier vielerorts nicht geteert sind, sondern aus Steinen oder sogar nur Lehm bestehen. Die gepflasterten Strassen sind aber auch nicht mit Kopfsteinpflaster, sondern mit irgendwelchen Steinen gepflastert, sodass man ziemlich schnell beim Laufen an einem der Steine haengenbleibt. Man kann sich also vorstellen wie gefaehrlich es ist, mit 80,90 oder 100 km/h darueber zu brettern...Das ist jedoch sogut wie das einzige was die Paraguayer am Wochenende und nachts machen!

Eine weitere Sache, die eine grosse Umstellung fuer mich war, ist die Tatsache, dass es auf Grund der grossen Gewaltbereitschaft in der Bevoelkerung viele Sicherheitsbeamte auf der Strasse gibt.
Diese stehen vor Supermaerkten, Banken oder grossen Firmen. Man kann sie sich aber nicht nur einfach mit kleiner Pistole versteckt unter der Uniform vorstellen, sondern mit Schlagknueppel, Schrotflinte oder Maschienengewehr, sichtbar fuer jeden der an ihnen vorbeilaeuft. Diese Sicherheitsbeamten sind auch auf grossen Veranstaltungen, wie z.B. dem Fest, auf dem ich am Samstag war, oder im Station vorzufinden. Ich fuehle mich dann immer etwas unsicher, da man nie weiss, wie schnell sie schiessen...Aber wie sollte man sich auch sonst eins der korruptesten Laender der Welt vorstellen?

Zuletzt (da ich weiss, dass der Bericht sowieso schon viel zu lang ist) moechte ich noch auf ein sehr wichtiges Thema eingehen: FUSSBALL!!! Am vergangenen Mittwoch fand das Qualifikationsspiel Paraguay-Argentinien statt, das fuer Paraguay deshalb so wichtig war, da sie sich bei einem Sieg auf jeden Fall fuer die WM qualifizieren wuerden.




Punkt 19h waren fast alle Internatsschueler im Fernsehzimmer vereint und bei dem Erklingen der Nationalhymne standen viele auf und sangen laut mit. Beim Spiel selber wurde alles kommentiert und zitternd mitgefiebert. Zwar kannt man das in einer gewissen Weise auch aus Deutschland, aber irgendwie war es noch intensiver und aufregender. Als Paraguay sein vollverdientes 1:0 schoss, sprangen alle auf, umarmten sich und schrien laut los. Das kann man sich bei uns vielleicht bei einem WM-Spiel, jedoch nicht bei einem Qualifikationsspiel, das sowieso nur wenige anschauen, vorstellen! Die letzten 5 Minuten waren fuer alle dann der reinste Nervenkitzel, als es einzig und alleine darum ging, das 1:0 zu halten und die Argentinier vollstaendig zu blamieren. Als das Spiel dann endlich abgepfiffen wurde, war die Freude riessig, da die Chance fuer Argentinien an der WM teilzunehmen, sichdadurch verringert hat, jedoch die Sicherheit fuer Paraguays Teilnahme besteht. Wie auch schon am Samstag, als Paraguay erfolgreich gegen Bolivien gespielt hatte, erstrahlte der Himmel kurz darauf schon in den schoensten Feuerwerksfarben. Ich kann mir noch gar nicht genau vorstellen, wie das ganze dann erst bei der WM wird!
Aber das tollste an allem war, dass dafuer heute der Nachmittagsunterricht ausfiel! Bei den staatlichen Schulen fand sogar den ganzen Tag kein Unterricht statt! Ich bin also sehr am Hoffen, dass sich Paraguay auch waehrend der WM gut schlaegt, dass wir einmal mehr den Sieg einen ganzen Tag lang feiern koennen :)

Puh, das war mal wieder ein viel zu langer Bericht, aber irgendwie gelingt es mir nie, das ganze noch kuerzer zu fassen, dafuer erlebe ich hier taeglich einfach viel zu viel!

Allen, die es bis hierher mit dem Lesen geschafft haben, wuensche ich ein schoenes und erholsames Wochenende, das in Deutschland wahrscheinlich schon eher herbstlich als sommerlich sein wird.

Eure Nina

Sonntag, 6. September 2009

La primera fiesta en Hohenau!

Nachdem die Woche wieder eine ganz normale Arbeitswoche war, die nach dem gleichen Plan wie auch die vergangenen Wochen ablief, bot das Wochenende doch eine kleine Abwechslung:
Die Schueler des 3 curso, also dem Abschlussjahrgang, hatten eine grosse fiesta geplant, um Geld fuer eine Reise nach Brasilien zu sammeln.
Dafuer verkauften sie schon seit Wochen ihre Tickets und nachtdem mich einer meiner Schueler wieder und wieder fragte, ob ich nicht auch ein Ticket kaufen wollte und ich sowieso keine anderen Plaene hatte, wechselten 20000 Guaranis und 1 kleiner Fetzen Papier den Besitzer.
Drei unserer Internatsschueler sind auch in der Abschlussklasse und zwei waren desshalb ueber das Wochenende nicht nach Hause gefahren, sondern wohnten in ihren Zimmern.
Den ganzen Nachmittag waren sie damit beschaeftigt, die oeffentliche Halle, die eigentlich nur ein grosses Dach und ein Boden ist, die aber fuer alles (Taenze, grosse Veranstaltungen und Sport) benutzt wird, zu saeubern und eine Buehne und einen Laufsteg aufzubauen.
Das Fest war naemlich zum einen ein Tanz, aber zu spaeterer Stunde hatten sich noch Models aus Encarnacion angekuendigt.
Um halb eins machten Benny und ich uns dann auf den Weg (eigentlich wollten wir mit den beiden Maedels gehen, aber wir hatten ihr Klopfen an der Tuer nicht gehoert, sodass sie dann ohne uns gingen) zum „Club Juventud“, der nur ca. 10 Gehminuten entfernt ist.
Es war nicht wirklich kalt, aber auch nicht warm. Eine lange Hose und T-Shirt waren also eigentlich angebracht. Jedoch was sahen wir als wir ankamen: Maedchen, 14 oder 15 Jahre alt, in superkurzen Roecken oder Kleidern, mit einem Ausschnitt, der den Textilanteil des T-Shirts auf ein sehr Geringes verringerte. Dazu noch riessen Absaetze, die fuer viele das Tanzen nach kurzer Zeit schon zu einer Qual werden liessen.
Naja, zum Glueck war ich ja nicht so angezogen!
Obwohl die Musik schon laut am Laufen war und viele Leute um die Tanzflaeche herumstanden, befand sich auf ihr noch niemand.

Nachdem wir ein Weilchen mit den Maedels, die uns eigentlich mitnehmen wollten, geredet hatten, kam eine andere Mitorganisatorin zu uns und meinte, dass wir doch mal anfangen sollten zu tanzen. Zwar war ich zunaechst etwas skeptisch, dass die Leute anfangen wuerden zu tanzen, da sie ja seit 21h, als das Fest anfing, Zeit dazu gehabt haetten und ausserdem wollte ich eigentlich nicht die erste sein, aber dennoch liess ich mich von den andern mitziehen und wir eroeffneten das Tanzen. Kurze Zeit spaeter fuellte sich die Tanzflaeche bis fast gar kein Platz mehr war!

In Paraguay, wie auch in Argentinien, wird vor allem auf Cumbia und Reggaeton getanzt, was den lateinamerikanischen Takt beschreibt. Die Lieder sind alle ziemlich aehnlich, aber die Leute fahren unheimlich drauf ab! Ich mag die Musik auch, jedoch habe ich mich dann immer sehr gefreut, wenn ein Lied kam, das auch bei uns gespielt wird, das eine kleine Abwechslung zu dem immerwiederkehrenden Rhythmus darstellte.
Wir haben bis um 3h eigentlich durchgehend getanzt, als dann die Models kamen. Sowas haette es bei uns nie auf einer Schulveranstaltung gegeben und ich war eigentlich auch nicht sehr begeistert. Sowohl die zwei weiblichen Models als auch das maennliche Model sahen nicht besonders gut aus und ihre „sexy“ Show war eher peinlich als sonst irgendwas. Naja, den Einheimischen scheint es trotzdem gefallen zu haben!
Um halb 4 machten wir uns dann auch den Heimweg (als einer der ersten die gingen) und totmuede fiel ich ins Bett.
Alles in allem kann ich aber sagen, dass mir das Fest unheimlich gut gefallen hat und dass ich mich schon richtig auf die „Feschtlessaison“, die hier, wie auch in Deutschland, jetzt beginnt.
Ich hoffe euch allen geht es genau so gut wie mir,
eure Nina