Montag, 31. August 2009

Die ersten Wochen in Hohenau

So, nun wisst ihr schon wie mein Wochenablauf so aussieht, aber ich moechte euch noch ein bisschen mehr davon erzaehlen, was ich bis jetzt so gemacht habe.

Die erste Woche bestand zum Grossteil darin, die Aufgaben, die ich fuer das kommende Jahr uebernehmen werde, zu erkunden. Jedoch hiess das nicht immer nur erkunden, sondern haeufig auch gleich einsteigen.

Am ersten Tag zum Beispiel, also am Montag, 16. August, hatten wir das erste Mal die Putzgruppe, in der wir auch gleich einsteigen mussten. Ich bekam also eine Gruppe von 10 Kindern, mit denen ich ein bestimmtes Gebiet von Blaettern befreien musste. Den Kindern klarzumachen, dass, wenn wir alle gemeinsam und relativ zuegig arbeiten, wir auch frueher fertig werden, war nicht immer ganz einfach. Es gab Spezialisten, die ununterbrochen versuchten, jedes Mal wenn ich nicht hinschaute mit der Arbeit aufzuhoeren. Da war ich dann doch irgendwie auch froh, als es zu regnen anfing und wir zwangsweise mit der Arbeit aufhoeren musste.

Am Tag drauf, also am Dienstag, gingen wir uns den Unterricht in der Secundaria anschauen, wo wir auch gleich mal jeder eine Klasse bekamen, die wir dann unterhalten sollten.
Da dachte man, man kommt nur mal schnell und schaut sich alles an und schwups hat man schon eine Arbeit! Ich habe dann einfach nur mit den Kindern geredet und ein bisschen gefragt woher sie kommen, was ihre Hobbies sind und was sie spaeter einmal machen wollen.

Nachmittags sind wir mit unserem Direktor ins SOS Kinderdorf gefahren um mit dem Direktor zu sprechen. Der erzaehlte uns zunaechst etwas ueber die Struktur und Geschichte der SOS Kinderdoerfer und lud uns dann fuer den Nachmittag ein um die Familien ein bisschen naeher kennenzulernen.
Wir kamen am Nachmittag also wieder und wurden eingen Familien vorgestellt.
Fuer die von euch, die nicht wissen was ein SOS Kinderdorf ist, hier eine ganz kurze Beschreibung: In einem SOS Kinderdorf wohnen Kinder, die entweder keine Eltern mehr haben, deren Eltern nicht auf sie aufpassen koennen, da sie z.B. alkohol- oder drogenabhaengig sind, oder die zu Hause von ihren Eltern schlecht behandelt werden.
In einer Familie wohnen 8-10 Kindern mit einer SOS-Tante zusammen. Jede Familie hat ein eigenes Haus; insgesamt gibt es in diesem Dorf 13 Haeusern.

Bis jetzt habe ich noch nichts ueber die Vergangenheiten der Kinder erfahren und man merkt ihnen auch nichts an, aber das wird bestimmt nicht immer so bleiben.

Fuer den Rest der Woche schauten wir noch ein bisschen beim Unterricht zu und halfen hier und da, wo unsere Hilfe benoetigt wurde.

Das Wochenende war dann zunaechst einmal schoen um auszuschlafen und um das schoene Wetter zu geniessen.
Die ganze erste Woche ueber war es ziemlich kalt gewesen, aber am Wochenende war dann wieder kurze-Hosen-Wetter und strahlendblauer Himmel!

Am Sonntag hatte die Gemeinde ein Fest, bei dem es leckeres Asado, also Grillen, und andere paraguayanische Spezialitaeten gab. Es war wie immer superlecker und ich ass viel zu viel!

Am Montag begann dann meine erste richtige Arbeitswoche, ab der ich alleine fuer meinen Unterricht verantwortlich war. Es klappte aber alles sehr gut und ich gewoehnte mich auch immer mehr an mein Leben als „Profesora Nina“.

Am Donnerstag stand ein kleinen Highlight an und zwar gab es ein „Intercolegial“. Dabei treten die verschiedenen Schulen aus der Gegend im Sport gegeneinandern an; die Maedchen im Handball und die Jungs im Fussball. Viele Schueler unserer Schule waren gekommen und lauthals feuerten wir unsere Mannschaften mit „Internado“ oder „CPH“ (Colegio Privado de Hohenau) an.
Das ganze hat total viel Spass gemacht und ich war richtig traurig als wir mit dem Bus wieder zurueckfahren mussten.

Am Samstag sind Benni und ich zusammen mit unsern Hausmitbewohnern, Reni und ihrem Sohn Ivan, nach Trinidad (aber nicht das Trinidad von Trinidad und Tobago!) gefahren, in dem man alte Ruinen von den Jesuiten bestaunen kann. Die Jesuiten waren eine katholische Gruppe, die zusammen mit einigen Guaraní, also Indigenen, dort einen Staat im Staat aufgebaut haben und sich selbststaendig in diesem Staat versorgt haben. Die Staette wurde aber spaeter von den Spaniern oder Englaendern (das wusste Benni nicht mehr so genau) zerstoert, sodass man heute nur noch die Ruinen anschauen kann.




Das ganze ist seit 1993 Weltkulturerbe, was es natuerlich noch viel sehenswerter macht!

Da der Tag heiß war, tranken wir kuehlen Tereré (kalten Tee mit Fruchtsaft, typisch paraguayanisch) und assen selbstgebackene Chipa, auch typisch paraguayanisch.
Abends backten wir Empanadas, auch sehr lecker!


Am Sonntag, habe ich ausser schlafen und kochen nicht wirklich viel gemacht.
Es gab leckere selbstgemachte Kaesspaetzle mit schwaebischem Kartoffelsalat. Muy rico!

Jetzt hat wieder eine neue Woche angefangen und es heisst wieder ARBEITSALLTAG!

So, nun wisst ihr, was bei mir in Paraguay so abgeht und wie das Leben hier „drueben“ so ist.

Ich hoffe euch allen geht es gut,
eure Nina

P.S. Mittlerweile habe ich auch Skype (Name: Ninschkes), wer Lust hat kann mich ja mal anrufen :)

Wochenablauf

Nachdem ich 8 Jahre lang ein Schuelerdasein mit geregeltem Tagesablauf, der jeden Tag mehr oder minder gleich war, hatte, bin ich nun ins „Berfusleben“ eingestiegen und habe deshalb auch meine Pflichten und Verantwortung, die ich wahrzunehmen habe.

Damit ihr so etwa eine Vorstellung davon bekommen koennt, wie mein Leben auf der anderen Seite des Globuses so ablaeuft, hier eine Beschreibung davon:

Eigentlich wuerde die Woche fuer mich Montag morgens um 6h beginnen, da es um diese Uhrzeit Fruehstueck fuer die Internos, also die Internatsschueler, gibt, aber das ist mir einfach zu frueh, sodass ich den Tag ohne Fruehstueck beginne. Um 7h beginnt dann die erste Stunde, wobei zunaechst die ganze Schule sich vor dem Schulgebaeude nach Klassen geordnet aufstellt, die Nationalhymne singt, zu der die Flagge gehisst wird, die Tageslosung anhoert und danach das Vaterunser betet.
Montag morgens habe ich zur ersten Stunde meine 5. Klasse, die zum Glueck nur aus 7 Schuelern besteht, die sich meistens auch sehr gut verhalten, sodass ich eigentlich einen guten Wochenbeginn habe.
Nach 90 Minuten ist die Klasse zu Ende und somit auch meine Taetigkeit als Lehrerin fuer diesen Tag.
Um 9h gibt es dann die sogenannte „Merienda“, eine Art kleines Fruehstueck, bei der es entweder Brot, Kuchen oder sonstige Leckereien gibt.
Danach lege ich mich meistens ein bisschen hin oder helfe in der Kueche das Mittagessen vorzubereiten. Jenes gibt es dann um 12h. Die Kinder muessen sich immer in 2 Reihen (nach Jungen und Maedchen getrennt) vor dem Essensaal aufstellen, wenn alle ruhig sind duerfen zunaechst die Maedchen reingehen, dann die Jungen und sich hinter ihre Stuehle stellen. Jeder hat seinen eigenen Platz, auf dem er bei jedem Essen sitzt, sodass es leicht festzustellen ist wenn jemand fehlt. Danach wird gebetet und erst dann darf gegessen werden. Manchmal kann das ganz schoen schwer sein, wenn das Essen schon seit 15 Minuten auf den Tischen steht und man unheimlichen Hungerhat!
Das Essen ist hier sehr lecker, es gab eigentlich noch keinen Tag an dem es mir nicht geschmeckt haette. Das spiegelt sich leider auch in meinem Gewicht wider, das immer weiter ansteigt...Ich werde aber versuchen in einen Sportclub einzutreten um dem ein wenig entgegenzuwirken.
Das Essen ist meistens nach maximal 15 Minuten beendet, es wird zum Abschluss noch einmal gebetet und dann muss eine festgelegte Gruppe abspuelen.
Bis um 13h haben alle Freizeit und von 13-15h ist Apoyo Escolar, also Hausaufgaben machen, angesagt.
Montags und mittwochs haben alle nachmittags noch einen weiteren Programmpunkt und zwar das Schulgelaende sauber halten. Wir fegen, rechen Laub und putzen. Fuer mich besteht die Arbeit haeufig zum Grossteil nur darin die Kinder dazu ermahnen, weiterzuarbeiten, da alle gleichviel arbeiten sollen und keiner einfach nur rumstehen soll. Das ist aber auf jeden Fall genauso anstrengend wie kehren oder rechen (vor allem wenn man Spanisch nur bedingt gut kann und dann ein Kind zurechtweisen soll!).
Danach haben wir dann Freizeit, je nachdem wie lange das Saeubern dauert, bis um 18h, da gibt es Abendessen.
Das war nun ein typischer Montag.
Dienstags habe ich erst um 8.20h Unterricht bei der 2° clase und danach frei.
Nachmittags gehen Benni und ich ins „aldea de infantiles SOS“, also ins SOS Kinderdorf, wo wir den Kindern bei den Hausaufgaben und beim Lernen helfen. Obwohl es am Anfang etwas schwierig war, macht es immer mehr Spass, vor allem weil es eben auch etwas ganz anderes als hier im Internat ist. Die Kinder sind alle total lieb und viele sind auch sehr motiviert. Ich arbeite zum Beispiel mit einem Kind das 9 Jahre alt ist und deutsch lernt und das immer gar nicht mehr aufhoeren will, wenn die Stunde zu Ende ist. Sie ist ausserdem immer total suess, wenn ich ein Wort nicht verstehe und sie es dann ganz langsam nochmal und nochmal fuer mich wiederholen muss.
Das gleiche machen wir auch Freitag nachmittags, jeweils 3 Stunden lang.
Mittwochs habe ich keinen Unterricht, da findet jedoch morgens ein kleiner Gottesdienst statt, zu dem ich (bis jetzt) immer hingehe.
Wir helfen also an diesem Tag immer in der Kueche, was auch sehr viel Spass macht und zusaetzlich uns ermoeglicht, kochen zu lernen!
Donnerstags habe ich dagegen ziemlich viel Unterricht, zunaechst um 7h 90 Minuten 5. Klasse, dann 90 Minuten 2° clase und vor und nach dem Mittagessen jeweils noch 45 Minuten 1° clase. Dafuer haben wir danach frei, weil die Schueler an diesem Tag, wie auch am Dienstag, doble turno haben, das bedeutet dass sie auch nachmittags Unterricht haben und wir deswegen nicht bei den Hausaufgaben helfen koennen.
Freitags habe ich dann dann nur morgens 90 Minuten 1° clase und danach frei.
Die Internatsschueler gehen nach der Schule uebers Wochenende immer nach Hause, sodass es ab ca. 13h immer ziemlich ruhig wird. Jedoch gehen wir dann erst noch 3h ins Kinderdorf, bevor auch fuer uns das Wochenende beginnt.
So, nun wisst ihr so etwa, wie mein Leben hier drueben ablaeuft!

Samstag, 22. August 2009

Ankunft in meinem Projekt!

Wie ich vorhin schon erwaehnt habe, bin ich seit letzter Woche Sonntag in meinem Projekt in Hohenau, Paraguay.
Hohenau befindet sich im Suedosten von Paraguay, noerdlich von der Grenzstadt Encarnacion. Es ist nicht gross und hat auch nur 2000 Einwohner. Dafuer gibt es aber einige Geschaefte und 3 Schulen.

Los ging die Reise hierher am Samstag, 15.8., um 15. Mit einer Remise, einem Privattaxi, wurden wir zum Busbahnhof gebracht wo unser Bus beim Bussteig "Internationale Reise" bereitstand. Benny und ich hatten 2 Sitze nebeneinander und nach kurzer Fahrt waren wir auch schon beide eingeschlafen.
Es gab ein Abendessen, was mehr oder weniger lecker war, und um ca. 7h morgens erreichten wir die argentinische Grenzstadt Posadas. Dort mussten alle aussteigen und sich fein saeuberlich in eine Schlange anstellen um aus Argentinien auszureisen. Nach etwa einer Stunde hatten endlich auch Benny und ich einen weiteren Stempel in unserem Pass und nur kurze Zeit spaeter ging es weiter in Richtung Paraguay.
In Encarnacion musste der Bus nocheinmal anhalten, aber diesmal wurden die Paesse nur eingesammelt und wir konnten im Bus sitzen bleiben.

Um 9h paraguayanischer Zeit, was nochmal eine Stunde mehr Zeitunterschied ist, kamen wir endlich in userem neuen Zuhause fuer das naechste Jahr an: Hohenau!
Der erste Eindruck: alles ist ROT und es ist HEISS!
Da die Erde hier rot ist, scheint es wirklich so, als ob alles rot. ist. Dadurch, dass es in der Nacht geregnet hatte, dauerte es auch nicht lange, bis auch meine Schuhe voll und ganz rot waren!
Ausserdem war die Luftfeuchtigkeit durch den naechtlichen Regen stark angestiegen, sodass die 30 Grad als viel mehr als nur 30 Grad zu sein schienen.

Wir wurden vom Ehepaar Dickel abgeholt, das das Internat leitet.

Das Internat selber kann man sich folgendermassen vorstellen:
Es gibt ein Hauptgebaeude, in dem sich die Schlafraueme der Kinder (zur Zeit sind es 38), die Kueche, der Essenssaal, ein Fernsehraum und ein Computerraum befinden.
Ausserdem sind noch 2 Bueros und die Waschraeume dort vorzufinden.
Davor gibt es einen kleinen Hof und einen Pool, der aber nur im Sommer mit Wasser gefuellt ist.
Das ganze sieht dann etwa so aus:Benny und ich haben jeweils ein Zimmer in einem Nebengebaeude, in dem auch noch eine Mitarbeiterin des Internates mit ihrem Sohn lebt und wo sich der Waschraum befindet.
Die Zimmer sind sehr schoen und wir haben es uns auch schon gemuetlich eingerichtet.
Das ist mein Zimmer:
(Das Gaestebett ist fuer jeden von euch jederzeit bezugsfertig! Also Ticket buchen und mich besuchen kommen!!!!)















Ausserdem befindet sich auf dem Gelaende noch das Haus der Dickels, sowie der Kindergarten, die Grundschule und die weiterfuehrende Schule.
In der Grundschule muss ich die 5. Klasse Deutsch unterrichten, wobei es nur 7 Schueler sind, da die Klasse aufgeteilt ist in gute und schlechtere Schueler und ich die guten haben, die von zu Hause aus schon Deutsch koennen, oder ziemlich fleissig sind. Da Hohenau in einer deutschen Kolonie ist, gibt es viele Kinder mit deutschen Vorfahren, die dann auch zu Hause Deutsch reden. Das bedeutet aber nicht, dass alle hier nur auf deutsch reden, nein im Gegenteil, eigentlich reden alle Spanisch, viele koennten aber auch Deutsch reden. Wir haben aber allen gesagt, dass sie mit uns Spanisch reden sollen, damit wir es auch lernen und das funktioniert eigentlich auch.
Die Grundschule sieht so aus:

In der weiterfuehrenden Schule habe ich auch den besseren Teil der 11. Klasse in Deutsch, wobei es dort schon 10 Schueler sind, was zwar eingentlich wenig ist, aber fuer einen Leihen doch eine grosse Herausforderung darstellt. Ausserdem unterrichte ich noch mit Benny zusammen den besseren Teil der 12. Klasse.
Die weiterfuehrende Schule sieht so aus:

Zu meinen anderen Aufgabe:
Neben dem Unterrichten helfen wir noch beim Apoyo Escolar, der Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe, was taeglich von 13-15h ist. Montags und mittwochs halten wir mit den Kindern das Gelaende sauber, wo dann jeder von uns eine Gruppe von 10 Kindern hat mit denen wir Blaetter zusammenrechen muessen oder auf der Rinderweide, auf der unsere zukuenftiges Asado grast, fuer Ordnung sorgen muessen.
Das Gelaende kann man sich so vorstellen:
Und schlussendlich gehen wir noch 2 Mal die Woche, dienstags und freitags, von 13-16h ins SOS Kinderdorf, das ca. zu Fuss 15 min entfernt ist, wo wir den Kindern Nachhilfe geben und mit ihnen spielen. In dem Dorf wohnen 13 "SOS-Mamas" mit jeweils 8-10 Kindern.

Die Arbeit macht mir sehr viel Spass und ich bin richtig positiv fuer das kommende Jahr gestimmt!

So, jetzt habe ich schon wieder viel zu viel Zeit am PC verbracht,
ich wuerde mich freuen mal wieder etwas von euch "Daheimgebliebenen" zu hoeren,
liebe Gruesse von eurer Nina!







Zu den

Buenos Aires - was ist anders?

Nachdem ich 3 Wochen lang in Buenos Aires gelebt habe, sind mir doch einige Dinge aufgefallen, die ganz anders sind, als ich sie von zu Hause oder kenne.

Zuerst einmal das Fahren mit oeffentlichen Verkehrsmitteln:
In Buenos Aires gibt es nicht so etwas wie einen Busfahrplan wo die Abfahrtszeiten der Busse vermerkt sind. Es gibt auch nicht so etwas wie Bushaltestellen, wo man erkennen koennte, wo die Busse abfahren.
Zu den Abfahrtszeiten: Die Busse fahren einfach dauernd, man muss warten, bis ein Bus kommt und meistens ist nach 2-3 Minuten auch schon einer da. Man kann aber auch Pech haben und es kommt erst nach etwa 30 Minuten ein Bus, das kommt immer auf die Tageszeit und die Buslinie an. Waerend des Tages fahren tendenziell mehr Busse und bei gefragteren Buslinien kommen natuerlich auch mehr Busse.
Zu den Bushaltestellen: Haeufig erkennt man eine Bushaltestelle nur an einem kleinen Schild an einem Laternenpfahl wo die Nummer des Busses draufsteht. Es gibt zwar auch vereinzelt richtige Haeuschen, wobei ich die in Buenos Aires fast nie gesehen habe. Da muss man manchmal richtig suchen um die Bushaltestelle zu finden, oder man fragt einfach Einheimische, die da um einiges besser bescheid wissen.
Auch das Busfahren an sich laeuft ganz anders ab: Man kauft sein Ticket entweder bei einem Ticketverkaeufer, der an der Bushaltestelle wartet und sagt diesem dann, wie viel das Ticket kostet. Oder man kauft das Ticket direkt im Bus, da muss man auch dem Busfahrer den Fahrpreis sagen und schmeisst dann das Geld in einen Automaten. Beide Male kann man nur mit Kleingeld bezahlen, wobei das in Buenos Aires ziemlich knapp ist, sodass man eventuell vor dem Busfahren noch eine Kleinigkeit kaufen muss, damit man auch Kleingeld hat!
Die Busfahrt endet, wie jeder weiss, mit dem Aussteigen. Auch das ist komplizierter als in Deutschland. Dadurch, dass die Haltestellen keine Namen haben, weiss man nie genau, wo man sich eigentlich gerade befindet. Man muss also immer rausschauen und in etwa erraten, wo man gerade ist...Als Tourist ist das ziemlich schwer, sodass man sich meistens an den Busfahrer wenden muss, damit der einem sagt, wann man raus muss. Wenn es dann soweit ist, drueckt man, wie in Deutschland auch, einen Knopf, und etwa 10m bevor die Haltestelle erreicht ist, macht der Busfahrer die Tuer auf und man springt raus....Ganz schoen abenteuerlich!

Desweiteren ist der Fleischkonsum ganz anders als in Deutschland:
Das Fleisch in Argentinien ist viel billiger als in Deutschland, was dazu fuehrt, dass massenweise Fleisch gegessen wird. Dadurch, dass ich meistens mit Jungs gekocht habe, hiess das fuer mich, dass ich fast jeden Tag Fleisch zu essen hatte. In Argentinien kosten 700g Hackfleisch etwa 6 Peso, was ein bisschen mehr als 1 Euro ist...Da koennt ihr euch also vorstellen, in welchen Massen auch von uns das Fleisch konsumiert wurde! Andere Nahrunsmittel wie Kaese oder Gewuerze waren da um einiges teurer!

Und zuletzt will ich noch etwas zur Lebenseinstellung der Menschen sagen:
Die Leute leben nach einem ganz anderen Prinzip als wir Deutschen.
Das habe ich z.B. bei einem Einkauf im Supermarkt bemerkt:
Eine Frau kaufte unmassen an Lebensmitteln ein und leider hatten wir uns auch in diese Schlange eingereiht. Die Kassiererin scannte ein Teil nach dem anderen ab und probierte zusaetzlich noch aus, bei welchem Produkt der Rabattcoupon am besten passen wuerde. Waehrendessen tauschte man sich noch ueber den neusten Tratsch und Klatsch aus und nach ca. 15 Minuten waren dann auch endlich wir mal an der Reihe. Bis zu diesem Zeitpunkt kochten wir innerlich schon und waren heilfroh, als wir endlich den Laden verlassen konnte.
Ein weitere Unterschied ist die Freundlichkeit der Argentinier und deren Solidaritaet.
Also wir mit dem Bus nach Paraguay fuhren, brauchte ein man unbedingt 50 Peso. Er hatte sie entweder verloren oder sie wurden ihm geklaut, das hab ich nicht so ganz verstanden. Der Busfahrer machte einen Aurfruf und jeder gab etwas, sodass am Schluss auch tatsaechlich 50 Peso zusammenkamen!
Und zum Schluss will ich den Mate, das meiner Meinung nach typischste fuer Suedamerika, erklaeren.
Mate ist ein Tee, der immer und ueberall von allen getrunken wird. Es ist egal ob man gerade nur gemuetlich beisammen sitzt, ob man kocht oder ob man Auto faehrt: Man trinkt immer Mate.
Es gibt nur einen Matebecher in dem die Yerba, die Matekraeuter, drin sind und der fuer jeden mit heissem Wasser aufgefuellt wird. Der Becher wird im Kreis herumgereicht und immer wenn man ihn leer getrunken hat, gibt man ihn an den "Matemeister", denjenigen mit der Thermosflasche, zurueck, der dann neues Wasser einfuellt und den Becher an den naechsten gibt.
Das Ekelgefuehl, dass die Person vor einem, die man eventuell gar nicht kennt, von dem selben Strohhalm wie man selbst trinkt, vergeht schnell und stattdessen entwickelt sich ein grosses Gemeinschaftsgefuehl.

Alles in allem kann ich sagen, dass trotz der grossen Umstellung mir das Leben hier sehr gut gefaellt!

Letzten Wochen Buenos Aires

Hola a todos y a todas!
Jetzt bin ich mittlerweile in meinem Projekt in Paraguay angekommen, doch bevor ich davon berichte, moechte ich noch kurz die 2 letzten Wochen in Buenos Aires zusammenfassen bzw. von den Dingen erzaehlen, die mir am besten gefallen haben.
Morgens hatten wir jeden Tag Spanischsprachkurs, der mal mehr, mal weniger interssant war. Spaetestens ab der 2. Woche kam ich immer zu spaet, da wir meistens erst um 8.50h von Friederike geweckt wurden, dann noch 5-10min liegen blieben, obwohl der Kurs eigentlich schon um 9h anfieng...

Taegliche Highlights waren immer die 11h-Pausen, in denen wir mit Keksen sowie Kaffe und Tee bestens von der Koechin versorgt wurden!

Ein weiteres Tageshighlight war das abendliche Kochen, das sehr ueberraschend eigentlich immer vorzueglich klappte! Mein absoluter Favorit dabei waren selbstgeschabte Spaetzle mit Fleisch und Soss. Ich dachte eigentlich immer, dass das Schaben unheimlich aufwaendig und schwer ist, was jedoch gar nicht der Fall ist! Und ich mein, wenn selberschaben billiger und lustiger ist und zudem noch um einiges besser schmeckt, warum sollte man dann noch Nudeln kaufen?

Waehrend den 2 Wochen in Buenos Aires standen noch einige interessanten Programmpunkte an.

Einer dieser Programmpunkte war der Besuch eines Jubilaeums eines Barrios, einem Armenviertel.
Dieses Fest fand am 8.8. statt und nur eine kleine Gruppe von 5 Freiwilligen hatte das Privilleg, dort teilzunehmen. Wir mussten ewig dorthinfahren, doch diese Fahrt hat sich auf jeden Fall gelohnt!

Das Fest fand in Florencio Varlea statt, dem Barrio, das wir schon in der Woche davor besichtigt hatte. An diesem Wochenende feierte das Barrio sein 3-jaehriges Bestehen, wobei man beim Anblick des Barrios eher gedacht haette, dass es schon viel laenger existiert.
Dabei muss man verstehen, wie sich ein solches Barrio bildet.
Die Bewohner des Barrios machen einen Tag aus, an dem sie sich alle treffen und das Land uebernehmen. Dabei stecken sie fuer jede Familie eine gleich grosse Flaeche an Land ab und koennen so gewaehrleisten, dass es sowohl genuegend Land fuer jeden als auch geordnete Strassen gibt. Dieses Barrio hatte diese Landuebernahme vor 3 Jahren vollzogen.

Beim Fest selber waren viele Bewohner des Barrios zusammengekommen, die sowohl aus Argentinien, Paraguay, Chile und Bolivien kamen. Jeder hatte eine Spezialitaet seines Landes mitgebracht, sodass es viel zu essen gab!
Es wurde getanzt und eine bolivianische Gruppe vollzog eine Art traditionellen Gottesdienst, bei dem sie die Geister vertrieben. Es war sehr interessant und ein tolles Ereignis, das ich nicht so schnell wieder vergessen werde.

Ein weiterer toller Programmpunkt war der Besuch des Projektes "Arcangel", auch ein Projekt einer Freiwilligen. Auch dieses Projekt ist in einem Barrio im Grossraum von Buenos Aires, zu dem man relativ lange hinfahren muss.

Eine Gruppe von ca. 15 Freiwilligen besuchte dieses Projekt und zunaechste spielten wir mit den ca. 10 Kindern ein Spiel, bei dem sie versteckte Suessigkeiten finden mussten. Es machte allen total viel Spass und die Kinder waren auch sehr offen und herzlich.
Danach hatten wir noch Zeit mit den Kindern zu reden und ein bisschen Tischtennis zu spielen. Dieses Projekt hat mir deshalb besonders gut gefallen, da die Kinder offen auf einen zugekommen sind und gleich mit uns gerdet haben und spielen wollten.
Als wir gingen haben sie auch gleich gefragt, ob wir am naechsten Tag wieder kommen wuerden, und als gesagt wurde, dass wir nie wieder kommen wuerden, waren sie alle ziemlich traurig...

Ein anderes schoenes Ereignis war der Besuch der Boliche "Chick". Die Disco befindet sich im Stadtteil Palermo, was schon zu den besseren Stadtteilen von Buenos Aires gehoert.
Natuerlich machten wir uns, so wie es sich fuer richtige Argentinier gehoert, erst so um 2h auf den Weg und kamen ca. um halb 3 dort an. Nach kurzem Anstehen waren wir auch schon drin und konnten uns in die Mengen stuerzen. Der Abend war sehr schoen, vor allem weil eine grosse Gruppe der Freiwilligen mitgekommen war und die lateinamerikanische doch etwas ganz besonderes hat!

Am letzten Abend machten wir noch ein Asado zum Abschluss, zu dem Kleingruppen jeweils einen kleinen Beilagenbeitrag machten. Meine Gruppe machte echt schwaebischen Kartoffelsalat, der allen richtig gut geschmeckt hat :)

So schnell waren dann auch schon 3 Wochen auf dem neuen Kontinent vorbei und am Samstag, 15.8. ging das grosse Abendteuer so richtig los!

Montag, 3. August 2009

Buenos Aires - Eine Stadt mit vielen Gesichtern

Nun endlich finde ich Zeit um einen neuen Blogeintrag zu schreiben. Seitdem ich das letzte Mal geschrieben habe, ist viel passiert und ich habe viele neue Eindrücke von dieser Stadt bekommen.
Doch fange ich am Besten da an, wo ich das letzte Mal aufgehört haben.
Der Besuch meines Internatsleiders stellte sich als ziemlich anders als ich erwartet hatte heraus: Nachdem ich ewig alleine (der Rest der Gruppe war auf einem Markt) im schweine(grippen) kalten Aufenthaltsraum des ISEDETs auf Herrn Dickel wartete, stand nach mehr als einer Stunde Versätung nicht dieser, sondern mein Bruder in der Tür! Er kam gerade von 2 1/2 Wochen Urlaub in Bolivien zurück und war somit sowieso in Buenos Aires, was er zum Anlass nahm mich mit einem kurzen Besuch zu überraschen. Ich freute mich rießig und wir verbrachten einen netten Abend mit "Fernet Coca" (der typische argentinische Alkoholmix; schmeckt so ähnlich wie Jägermeister). Um 2h etwa kam mein Bruder dann auf die Idee dann noch in die "Boliche", die Disko, zu gehen. Eigentlich waren wir alle total müde und draußen war es auch ziemlich kalt, aber trotzdem machten wir, das heißt Joh, 2 Freiwillige meines Jahrgangs, 2 Freiwillige die in Buenos Aires arbeiten und ich, uns noch auf den Weg ins "Ywanov", der Disko in unsererm Viertel. Jedoch stellte sich dann heraus, dass sonntags sogut wie alles hier geschlossen ist, sodass wir dann nur in eine Bar gegangen sind und Billard gespielt haben. Leider war es dort genauso kalt wie draußen auf der Straße, da auf Grund der Schweinegrippe immer alle Türen offen sein müssen. Nach 2 Spielen reichte es uns und um halb 6 fiel ich todmüde ins Bett.
Leider war die Nacht sehr kurz, da am Montag Morgen um 9h der Einstufungstest für den Sprachkurs stattfand. Trotz der immensen Müdigkeit schnitt ich völlig überraschend ziemlich gut ab, sodass ich jetzt im B1, im Fortgeschrittenenkurs, bin. Vielleicht haben sich die vielen Stunden, die ich nicht im Freibad, sondern an meinen Schreibtisch verbracht habe, ja doch gelohnt...
Nachmittags hatten wir frei, was Joh und ich für eine kleine Shoppingtour in Buenos Aires nutzen. Abends machten wir "Asado", argentinisches Grillen, was trotz der mehr als 3-stündigen Vorbereitung immens lecker schmeckte.
Am Dienstag hatten wir wieder zunächst Sprachkurs bevor wir nachmittags einen kleinen Ausflug machten. Unser Ziel war ein kleines Zentrum im Armenviertel, wo eine der Freiwilligen hingehen wird.
Dieser Besuch zeigte mir, wie groß die Armut in diesem Land tatsächlich ist. Zwar war jenes Viertel anscheinend noch ein ziemlich gutes Viertel, aber dennoch war es für mich das ärmste, das ich jeh gesehen habe. Viele der Steinhütten hatten keine Türen, sodass es immer unheimlich kalt sein muss. Manche hatten alte, schäbige Autos, aber man sah genauso Hand- und Pferdewägen. Dort spielen die Kinder auch nicht mit Computern oder hochwertigem Spielzeug sondern mit Murmeln und ziemlich kaputten Bällen....Ziemlich traurig....
Mir fiel auf, dass viele der Menschen
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Markenklamotten trugen und tolle Handys hatten, was jedoch keinesfalls den Lebensbedingungen, die dort vorherrschen, entspricht. Wir bekamen sogar noch ein leckeres selbstgebackenes, typisch argentinisches Gebäck, doch irgendwie hatte ich beim Essen immer ein schlechtes Gefühl, da ich dachte den Menschen, die fast nichts zum Essen haben, etwas wegzunehmen...
Auch am nächsten Tag, also am Mittwoch, hatten wir einen Kurs in einem solchen Armenviertel.
Der Kurs hieß "Murga", was eine Trommel- und Tanzzelebration bezeichnet. Geleitet wurde der Kurs von einem jungen Mann, der selber im Armenviertel wohnt und früher selber immer zu den Angeboten dort hingegangen ist.
Es hat immens viel Spaß gemacht und für eine kurze Zeit konnte man vergessen, dass man eigentlich an einem richtig armen Ort ist.
Der Donnerstag fing scvhon früh morgens um 8h mit der Abfahrt richtung Konsulat an. Wir besuchten das deutsche Konsulat in Buenos Aires und bekamen dort die verschiedenen Aufgaben und Themenbereiche, für die das Konsulat zuständig ist, vorgestellt.
Nach einem kleinen Zwischenstopp im reichen Teil von Buenos Aires, wo man ganz eindeutig den Unterschied zum Rest erkennen konnte, besuchten wir noch die "Esmeralda", die älteste deutsche Kirche in Buenos Aires.
Das Wochenende habe ich nicht in Buenos Aires sondern in Urdinarrain, dem Einsatzort meines Bruders, verbracht.
Urdinarrain liegt nördlich von Buenos Aires, ca. 4 1/2h Busfahrt entfernt und ist ein kleines typisches Landdorf.
Nachdem ich am Freitag Nachmittag fast den Bus dorthin verpasst hatte, da der Busbahnhof unheimlich unübersichtlich ist, kam ich abends um 20h in Urdi an, wo Joh auch schon auf mich wartete.
Wir gingen noch kurz einkaufen und kochten uns dann leckere Bratkartoffeln mit Ei. Danach gings ab ins Zentrum wo "Rock en Urdi" stattfand. Rock ist nicht die typische Musik hier, weshalb die Leute auch nicht richtig abgingen..Zudem war es (trotz dickem Pulli, 3 Schichten darunter, Jacke und Handschuhen) ziemlich kalt und ich war vom Vorabend, an dem ich bis 3h Hausaufgaben machte, relativ müde, sodass wir uns schon um 1h zu Fuß auf den Heimweg machen, der einer der kältesten meines Lebens war!
Am Samstag Morgen gingen wir zu einer Freundin meines Bruders und machten mit noch 3 weiteren Freundinnen zusammen Empanadas, ein typisch argentinisches Gebäck. Immens lecker!
Abends kamen dann 3 andere Freunde, mit denen wir Pizza machten und Ping Pong spielten (ich hab die Jungs total klein aussehen lassen :)).
Um 3h etwa machten wir uns auf den Weg nach Urdi Zentrum zur Boliche. Um 4h kamen wir endlich an, wobei um diese Uhrzeit immer noch nicht wirklich viel in den Discos geht. Als um 5h dann "Raggeton" und "Cumbia" anfingen, begannen die Leute abzugehen. Zwar ist die Musik total anders, aber ich fands eingentlich ziemlich cool!
Um 6h mussten die Freunde von Joh gehen, sodass wir dann auch nach Hause gelaufen sind.
Gestern, also Sonntag, gab es ein rießiges Asado, da Urdi erst kürzlich einen neuen Pfarrer bekommen hat, der damit begrüßt wurde. So viel Fleisch und Wurst frisch vom Grill habe ich selten gesehen! Am Vortag waren wir zufällig dort vorbeigekommen, wo das Fleisch vorbereitet wurde und durften auch gleich bei der Wurstproduktion mithelfen :) Immens gediegen!
Nach dem Essen sind wir noch zu der Mutter eines Freundes von Joh, der gerade in Deutschland ist, gegangen und haben Mate getrunken. Hardcore gechillt!
Nun bin ich wieder in Buenos Aires, bin vorhin aus dem Kino, Harry Potter auf Spanisch (ich war ab er ziemlich enttäuscht!), gekommen und werde jetzt gleich ins Bett gehen.

Hasta luego Alemana,
Nina