Freitag, 23. April 2010

Dies und das

Es gibt Dinge, die wollte ich eigentlich schon immer mal schreiben, es gab aber nicht wirklich einen Anlass dazu, oder es hat nicht reingepasst.



Chapa


Seit diesem Montag sind Benny und ich nicht nur stolze Besitzer eines Motorrads, sondern auch eines Nummernschilds! (303 NAT). Warum ist das so besonders? In Paraguay ist das mit den Nummernschildern so ein Thema fuer sich. 50% haben ueberhaupt keins und wenn man eins hat, dann ist man einen ziemlich komplizierten Prozess durchlaufen. Wir haben unser Nummernschild naemlich schon mit dem Kauf unseres Motos (was ja nun schon eine Weile her ist) beantragt, aber dann musste der Antrag erst noch zur Stadt, zum Zoll usw. Bei einigen dauert das ueber 2 Jahre, desshalb hatten wir eigentlich Glueck, dass wir es jetzt schon haben!



Ohrringe


Ja, ich habe es endlich gemacht: Ich habe mir, als ich in Buenos Aires war, Ohrloecher stechen lassen. Ich hatte mir das immer mit einer Pistole und wenig Schmerzen vorgestellt, aber ersten kam es anders und zweitens als ich dachte….Der Typ kam mit einer grossen Spritze (die er mir natuerlich erst ausgibig zeigen musste, es war ja nicht so, dass ich sowieso schon ein bisschen Angst hatte), und stoch dann wild auf mein Ohr ein. Beim rechten klappte das auch erstaunlich gut, doch beim linken hatte er dann kurzfristig vergessen, wie das geht, und musste auch zwei Nadeln benutzen, bis endlich das Loch gestochen war. Zwar erschien mir alles recht sauber, er hatte Handschuhe und Alkohol, aber das war es dann wohl doch nicht so ganz. Ich habe jeden Tag die Locher mit Alkohol gereinigt, aber nach ca. 1 Woche fingen sie an zu eitern, sodass ich sie nach 2 Wochen rausgenommen habe und als sie immer noch nicht besser werden wollten, bin ich zum Arzt. Der hat mir dann Antibiotika verschrieben….Das Ende der Geschichte ist, dass ich viel Geld beim Totoo Studio, Arzt und Apotheke gelassen habe, aber meine Loecher schon wieder zugewachsen sind und ich jetzt auch erst mal keine Lust mehr habe, mir neue stechen zu lassen…..



Neuer Chef


So gut wie alles mit unserm neuen Chef angefangen hat, so schlecht laeuft es mittlerweile….Leider ist es so, dass er seine Aufgabe noch nicht ganz beherrscht und viele Dinge in die falsche Richtung laufen, sowohl was den wirtschaftlichen aber auch paedagogischen Teil angeht.

Wir sind schon ziemlich im Minus mit dem Geld und fast taeglich gibt es Kinder, die arbeiten muessen, da sie bestraft wurden, nur komischerweise ist nie eines seiner Kinder dabei….Auch sonst klappt die Trennung zwischen Privatem und Geschaeftlichen noch nicht ganz….



Gitarre


Schon lang ist es her, dass ich berichtet habe, dass ich mir eine Gitarre gekauft habe. Zunaechst, hat es sich mit dem Ueben in Grenzen gehalten, aber mittlerweile, spiele ich eigentlich taeglich und es klappt auch schon ganz gut. Da ich hier ja sonst nicht so viele Hobbies habe, ist das immer ein schoener Ausgleich zur Arbeit.



So, eigentlich sollte dieser Teil etwas laenger werden, aber irgendwie habe ich vieles, was ich schreiben wollte, schon wieder vergessen. Wenn es mir wieder einfaellt, dann kommt ein Nachtrag!

An Tagen, wie diesen....

Die einen schreiben Abi oder feiern es schon, die andern sitzen am Schreibtisch und arbeiten und wieder andere lesen vielleicht ein Buch oder schauen fern.

Ich bin weit weg von alledem in Paraguay und geniesse meinen Freiwilligendienst, der zwar nicht immer einfach ist, aber es gibt Tage, da wuerde ich ihn auch fuer keine Abifeier mit niemandem tauschen wollen.


So ein Tag war z.B. Dienstag, der 20. April 2010.

6.15h: Mein Wecker signalisiert mir, dass es so langsam Zeit waere, aufzustehen. Aber ich bin keiner der Menschen, die dann sofort aufstehen, sondern stelle meinen Wecker extra immer frueher, dass ich ihn dann nochmal umstellen kann.

Um 6.35h reisse ich mich zusammen und mache mich fertig fuer die erste Stunde.

Heute beginnt der Tag mit dem 3ro curso, also der 12. Klasse.

Die Kinder kommen puenktlich um 7h, sind vollstaendig, aber noch ziemlich verschlafen. Das hat auch seine gute Seite, dann sind sie naemlich relativ leise und machen kein Chaos. Die Stunde beginnt, heute mit einem Kurztest. Danach noch etwas Grammatik und dann sind auch schon wieder 2h rum.

Warum auch immer war das eine der Stunden, in denen ich dachte, dass ich nun, nach knapp 8 Monaten, tatsaechlich ein bisschen eine richtige Lehrerin geworden bin.

Ich bringe das Klassenzimmer in Ordnung und dann klingelt mein Handy- mein Vater! Ueber Anrufe von daheim freue ich mich immer besonders. Ein bisschen ueber dies und das geredet und dann muss er auch schon zu seinem naechsten Termin.

Also geht mein Arbeitstag weiter; die Kueche ruft. Ich schaele Kuerbis, aus dem Marmelade gekocht werden soll und schneider mich auch noch dummerweise in den Finger, aber das truebt die Stimmung auch nicht, da wir, die Koechin, die Putzfrau und ich, uns nett unterhalten.

10.55h: Die Schule ruft, nun hat die 6. Klasse Unterricht. Diese Klasse ist immer ein bisschen lauter, obwohl es nur 6 Schueler sind, aber auch das klappt heute verhaeltnismaessig gut.

11.30h: Ende des Unterrichts; Tischdecken.

Die Schueler der “Primaria” (Grundschule) sind schon da und helfen mit. Hier eine Umarmung, dort ein Kuesschen auf die Backe und dann den ganzen Geschichten zuhoeren, die sie aus der Schule mitbringen.

12h: Die “Segundaria” (weiterfuehrende Schule) ist aus und die Kinder kommen zum Essen.

Nach dem Essen muss alles abgewaschen werden, was heute aber recht zuegig geht, da die Kinder am Nachmittag auch Unterricht haben und sich desshalb beeilen.

13.45h: Nach einer kurzen “Siesta” machen wir uns auf ins “aldea” (SOS Kinderdorf), wo 3h Nachhilfe angesagt sind. 1.Haus: Mathematik mit einem ca. 11 Jahre alten Jungen. Der Junge ist zwar schon einmal sitztengeblieben, aber er ist richtig intelligent und arbeitet gut mit. Ich bin mit seinen Leistungen sehr zufrieden und nach einer Stunde gehe ich gut gelaunt und motiviert zum 2. Haus. Ein Maedchen, ca. 14 Jahre, auch Mathematik. Mit ihr hat zunaechst Benny gelernt, aber sie hat sich ihm gegenueber immer total verschlossen und die beiden sassen 1h da, ohne auch nur eine Aufgabe zu rechnen geschweige denn ein Wort zu reden. Deswegen haben wir getauscht und mit mir arbeitet sie jetzt sehr gut. Ihre “Schwester” sitzt auch am Tisch (mit der ich spaeter arbeite) und zwischen der ein oder anderen Aufgabe gibt es auch Zeit fuer ein kleines Schwaetzchen und ein paar Witze.

16h: Die letzte Stunde faengt an, auch hier klappt es sehr gut, das Maedchen arbeitet sehr gerne mit mir zusammen, was fuer mich die Sache ziemlich erleichtert.

Um 17h verlasse ich frohen Mutes das "aldea" in dem Wissen, dass ich etwas Gutes getan habe und in einem Bereich geholfen habe, den sonst keiner abdecken wuerde.

Im Internat angekommen helfe ich ein bisschen Mandarinen zu schaelen, aus denen auch Marmelade gekocht werden soll und setzte mich dann an den, mittlerweile abgelassenen, Pool. Es ist noch sehr warm, man koennte sagen ein typischer Augustabend in Deutschland, und ich rede mit den Kindern. Es geht um dies und das, eigentlich nicht wirklich wichtige Dinge, aber dennoch macht es total viel Spass dabei zu sein und seine Meinung abzugeben.

18h: Abendessen. Heute gibt es Chipa mit Cocido, ein 100% typisch paraguayisches Essen.

Nach dem Abwasch setzte ich mich wieder nach draussen, hoere Musik mit einem Maedchen, wir singen laut dazu, und unterhalte mich mit den Kids. Die wunderschoen warmen Temperaturem veranlassen, dass fast alle noch draussen sind und es herrscht reges Leben im Internat.

Um 21h muessen die Kids ins Bett, aber die “Celadora” (Person, die fuer die Kinder verantwortlich ist) kommt noch in unser Haeuschen und wir reden noch Stunden weiter.


Zwar kann es dem ein oder anderen so vorkommen, als ob das ja eigentlich ein ganz normaler, ueberhaupt nicht besonderer Tag waere, aber irgendwas hat diesen Tag fuer mich besonders gemacht und ich habe jede Minute in vollen Zuegen genossen.

An Tagen wie diesen, wuerde ich mit niemandem auch nur eine Minute tauschen wollen.


Dienstag, 13. April 2010

Das Leben ist schön :)

Kuba hat nicht nur Sandstrand sondern auch Berge, Cerro hat 0:1 in Kolumbien verloren und der Reifen unseres Motorrads ist geplatz-das ist so grob, was eine Voluntaerin in Paraguay beschaeftig.

Doch nun alles der Reihe nach.
Vom 28.3.-9.4. war ich gemeinsam mit meinen Eltern auf Kuba. Das Land ist einfach der Hammer! Schon der erste Eindruck in Havanna einfach gigantisch: Die Stadt besteht aus wunderschoenen Kolonialbauten des 19. Jahrhunderts, die gerade alle renoviert werden. Man fuehlt sich richtig in der Zeit versetzt!
Doch nicht nur Havanna ist so konstruiert wie wir dann herausfanden, sondern alle kubanischen Staedte!
Zunaechst gings fuer uns per Fahrrad ueber die Autobahn (dort fahren so gut wie keine Autos, deswegen ist das die beste Strasse!) gen Osten, erst Soroa und dann das Vinales Tal mit Vinales und Pinar der Río. Wir waren in der Grotte, in der Che Guevarra damals mit seinen Mitstreiten gehaust hat, als die Revolution am laufen war, haben uns mit letzten Kraeften durch sehr huegelige, dafuer wunderschoene, Berglandschaften gestrampelt und zuletzt auch noch eine Tabakplantage besichtig, wo Tabak angebaut und getrocknet wird, aus dem dann spaeter die, in aller Welt bekannten, kubanischen Zigarren gedreht werden.
Danach gings per hochmodernem Bus ueber Havanna nach Santa Clara, der Stadt, in der Che den entscheidenden Kampf gegen das Batista Regime fuehrte, was das Gelingen der Revolution bedeutete. Natuerlich sind wir auch zum Che Denkmal gefahren, was in einem riesigen Besucherpark liegt, der von freiwilligen Helfern errichtet wurde.
Am naechsten Tag gings von Santa Clara nach Hanabanilla, einem sehr hochgelegenen Ort, was per Fahrrad ziemlich anstrengend war!
Wir haben dort in einem staatlichen Hotel uebernachtet,was sehr interessant war, da in Kuba ja Sozialismus herrscht, was vor allem in der Art, wie mit internatioalen Gaesten in dem Hotel umgegangen wurde, stark zum Vorschein kam.
Z.B. wurden wir beim Fruehstueck, was man à la carte bestellen musste, die ersten 40 Minuten komplett ignoriert und auch erst nach der dritten Beschwerde, konnten wir endlich bestellen. Davor wurde nur eine deutsche Reisegruppe bedient, bei der jedoch einige Personen viel spaeter kamen als wir!
Der darauffolgende Tag war mit Abstand der haerteste: Wir mussten 600 Hoehenmeter und 50 km bewaeltigen und das auf schlechtesten Strassenverhaeltnissen. Eigentlich war der Plan gewesen, dass wir einen Lastwagen anhalten, damit der uns mitnimmt (so funktioniert dort der oeffentliche Transport), jedoch hatten wir Pech und kein einziger Lastwagen fuhr in unsere Richtung. Dazu kam dann auch noch die grosse Hitze, was das ganze nicht besser machte.
Doch abends wurden wir belohnt: Wir kamen endlich an der Karibik an, die mit ihren weissen Straenden und blauem Wasser wie aus dem Bilderbuch erschien!
Dort verbrachten wir dann die letzten Tage, was richtig schoen war!
Fuer mich gings am 9. April wieder ab Havanna nach Paraguay. Der Flug war jedoch ziemlich aufregend:
Ich musste ueber Lima und Montevideo nach Asuncion fliegen und ab Lima begleitete mich das Fussballteam Cerro, was eins der 2 grossen Fussballteams in Paraguay ist und das sehr bekannt ist. Die Jungs kamen gerade aus Kolumbien, wo sie ein, mit der Champions League vergleichbares, Spiel hatten, was sie aber leider verloren haben, sodass sie nun draussen sind.
Es war aber trotzdem gute Stimmung, mein Nebensitzer (auch ein Spieler) und ich haben uns die ganze Zeit gut unterhalten (er war gar nicht so, wie man sich Fussballspieler vorstellt, sondern einfach ein normaler Mann, sehr daran interessiert, was ich als Deutsche in Paraguay mache und sehr hilfsbereit). Ich durfte dann auch mit ihnen Terere trinken, was man ja auch nicht alle Tage macht ;)
Zum Schluss haben sie mich in Asunción sogar noch mit ihrem Mannschaftsbus mitgenommen bis zu einer Strasse, von wo aus mein Bus abfuhr und da ich nicht genau wusste, wo ich hin muss, hat mich einer der Spieler sogar extra noch begleitet und nach dem Ort gefragt, was echt witzig war, da er die ganze Zeit von Leuten angesprochen wurde, die ihn erkannten. Definitiv ein unvergessliches Erlebnis :)

Gerade nach Hause gekommen, ging das Programm gleich weiter: Abiparty meiner 12. Klasse.
Zunaechst wurden noch Mr. und Mrs. Havaiana (Thema: Noche havaiana - Hawaii Nacht) gewaehlt, was auch ganz lustig war, weil ich ja alle Kandidaten kannte und sogar 2 der 4 Maedels meine Schuelerinnen sind.

Danach wurde bis in die Morgenstunden getanzt, getrunken und gefeiert. Zwar war es auf der einen Seite komisch, mit den eigenen Schuelern zu tanzen, aber auf der anderen Seite auch einfach genial. Mich begruesste eine meiner Schuelerinnen mit "Hola profe" - hallo Lehrerin- worauf ich ihr jedoch sagte, dass ich fuer den Abend nicht Profe, sondern einfach nur Nina bin.

Sonntag morgen ging die Nacht schon wieder viel zu schnell zu ende (obwohl wir auf Winterzeit umgestellt haben und nun wieder 6 Stunden Unterschied haben), da Konfirtmation in der Kirche auf unserem Gelaende stattfand.

Nachmittags sind wir mit unserm Motorrad nach Hohenau 4 gefahren, ein Teil Hohenaus, der weit draussen auf den Feldern liegt. Um dort hinzukommen, muss man ueber schlechte Steins- und Erdstrassen fahren, was unserm Motorrad nicht wirklich gut gefallen hat, was es in einem platten Reifen ausdrueckte...Wir hatten aber Glueck, ganz in der Naehe wohnte ein Mechaniker, der es uns gleich repariert hat.
Nacher bin ich auch noch dummerweise mit meinem Bein an den Auspuff gekommen, der natuerlich verdammt heiss war, sodass ich jetzt eine riessige Brandblase habe, die bald zur Narbe wird-ein Zeichen, dass ich immer paraguayischer werde, da hier fast alle eine solche Narbe am rechten Bein haben.
Der Grund, warum wir so weit gefahren sind, war folgender: Dort gibt es eine Gruppe von ca.30 Personen zwischen 5 und 45 Jahren, die daran interessiert sind, Deutsch zu lernen. Also wurden wir gefragt, ob wir dort nicht einen Deutschkurs anbieten koennen. Zunaechst hatten wir eigentlich keine Lust, da wir ja schon unter der Woche dauernd unterrichten, aber haben gesagt, dass wir es zumindest mal probieren.
Das ganze klappt super, da die Leute alle sehr interssiert sind und gut mitarbeiten. Es ist also etwas anderes, als der normale Unterricht.
Wobei ich auch schon beim naechsten Thema waere: Unterricht. Am Montag gings nach 2 Wochen Pause wieder los. Ich hatte den Kindern fuer die Zeit, in der ich weg war, Aufgaben gegeben und war schon ziemlich gespannt, wie das ganze geklappt hatte.
Ich war richtig erstaunt: Die Kinder hatten sich wirklich hingesetzt und alle Aufgaben, die ich ihnen gegeben hatte, gemacht! Ausserdem war es ein richtig cooles Gefuehl, dass alle mir sagten, wie sehr sie mich doch vermisst hatten :)

So ist schon wieder die erste Haelfte der Woche vorbei, die Arbeit ist wieder zum Alltag geworden und die Zeit geht viel zu schnell vorbei...Man faengt schon an zu zaehlen, wie viele Wochenenden einem nur noch bleiben...Jedoch freue ich mich natuerlich auch schon wieder riesig, euch alle in Deutschland zu sehen! Das habe ich jetzt besonders gemerkt, als meine Eltern mich besuchten und ein bisschen davon erzaehlten, was so in Deutschland passiert.

Soweit fuer heute, leider habe ich immer noch keine Fotos, da meine Kamera sich noch kaputt in Buenos Aires befindet und Samsung behauptet, meine Internationale Garantie wuerde bei Grenzuebergang verfallen...die verstehen das Wort International Garanitie irgendwie nicht ganz....auf Bennys Blog gibts aber ein paar: http://www.parabenny.blogspot.com/

Ich hoffe euch allen geht es gut,
an alle, die ab Donnerstag Abi schreiben: Ich drueck euch ganz arg die Daumen und werd an euch denken! Und habt keine Angst: Im Nachhinein war Abischreiben sogar richtig cool :)

Fuehlt euch gedrueckt,
bis zum 23. Juli,
eure Nina